Gleichberechtigung

Wer seine männliche Kraft kennt und doch weibliche Sanftmut bewahrt, ist das Tal des Reiches. Wenn er das Tal des Reiches ist, wird ihn die immerwährende Tugend nicht verlassen, und er wird zurückkehren zu dem natürlichen, unkomplizierten Zustand eines Kindes.

Wer sein Licht kennt und doch im Schatten bleibt, ist das Vorbild für das Reich.
Ist er das Vorbild für das Reich, dann wird die immerwährende Tugend in ihm nicht versagen, und er kehrt zurück zum universalen Bewusstsein.

Wer seine Glorie kennt und in der Schande bleibt, ist das Tal des Reiches.
Wenn er das Tal des Reiches ist, wird die immerwährende Tugend in ihm ihre Vollkommenheit erreichen, und er wird zum universalen Bewusstsein zurückkehren.

Als sich der Makrokosmos verbreitete, wurden die Kosmen gebildet.

Der Weise, der das hohe Erfassen anwendet, wird selbstverständlich in Gruppeneinheit mit allen sein. Er wirkt gemeinsam mit allen in Erhabenheit und verletzt niemanden.
(Übertragung aus dem Tao-Te-King von Laotse)

Zu Anfang seiner Verse spricht Laotse davon, dass jeder Mensch, sowohl der Mann als auch die Frau, im eigenen Wesen die innerpsychi-schen komplementären Aspekte des männlichen und des weiblichen – C.G. Jung nannte diese Animus und Anima – in eine harmonische Zusammenarbeit in Gleichwertigkeit führen muss. Bei den gegebenen gesellschaft-lichen Bedingungen (je nach Volk und Kultur) bedeutet dies natürlich eine Vielzahl subjektiver Erfahrungen im Leben mit Leid und Verdruss, bis letztendlich aus der tiefgreifenden Einsicht eine zwingende Motivation entsteht, dass nur dann eine „immer währende Tugend“ entstehen kann, wenn eine unverbrüchliche Harmonie zwischen den beiden komplementären Kräften besteht. Dafür ist selbstverständlich auch die Gleichstellung von Mann und Frau innerhalb einer zivilen Gesellschaft notwendig. Diese Tugend oder Tauglichkeit für die Weiterentwicklung des Menschen bedeutet: die höheren astralen Aspekte werden sich nur dann im Mikrokosmos entfalten, wenn die niedere Astralis endgültig zur Ruhe gekommen ist. Erst nachdem alle Sympathien und Antipathien für den Selbstschutz des Körpers im materiellen Lebensfeld ausvibriert sind, wird sich im Astralfeld ein höheres Begehren bemerkbar machen.


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Vielen Dank.


Die Menschen müssen innerlich erfassen können, dass die höheren Welten – oft auch die seelischen Welten genannt, – kostbarer sind als Besitz, Ruhm und Macht auf dem Erdball. Es ist eigentlich erstaunlich, dass sich diese Einsicht trotz vieler Publikationen in China, in Indien – durch die Veden bereits vor 4000 Jahren –, in Griechenland, im Zweistromland, im antiken Ägypten u.a., weltweit nicht in der Praxis durchgesetzt hat. Vielmehr leidet und stöhnt der Planet unter dem martialischen Patriarchat. Kapitalistische Ausbeutung der Natur ist die Grundmelodie der Aktienwelt, dabei ist die Übervorteilung und Unterdrückung der Frauen vielerorts an der Tagesordnung. Laotse war mit seinen humanen Gedanken, die auch von Konfuzius geteilt wurden, seiner Zeit um viele tausend Jahre voraus. Die ungebrochene Gier der Reichen und ihre Verblendung, die stets von den Fürsten unter dem Himmel (Paulus) angefacht wird, erreicht zur Zeit wohl einen Höhepunkt. Dabei werden die Empathie und die Kohabitation von Mann und Frau mit stahlharten Kommiss-Stiefeln getreten.

Im letzten Abschnitt seiner Verse erweist sich Laotse als ein wahrer Prophet, denn er wusste bereits vor ca. 2500 Jahren, dass sich durch die Entfaltung der höheren Mentalis wie „selbstverständlich“ eine Einheit einstellen wird. Jedoch kann sich die Mentalis erst vervollkommnen, nachdem sich die höheren Aspekte der Astralis im Mikrokosmos konzentriert haben und darum für das Werkzeug aktiv werden. Um die Abhängigkeit des Menschen von diesem Zusammenhang richtig verstehen zu können, sollte man einsehen, dass die subjektive Weltsicht, also das, was jeder persönlich durch Informationen über die äußere Welt erfährt, erstens direkt abhängig ist von der grobstofflichen Art seiner Sinnesorgane und zweitens von der gedanklichen Bewertung auf der Basis gespeicherter Lebenserfahrungen, Vorstellungen, Dogmen und Tabus in seinen morphischen Feldern. Sind diese Gedächtnisstützen vorwiegend aus Aktionen zum Selbstschutz des Körpers sowie der Selbsterhaltung im materiellen Lebensfeld zusammengestellt, wird das Weltbild dementsprechend an die bereits bestehenden materialistischen Lebensbilder angepasst ausfallen. Dadurch bedenken und bewerten die Gedanken im Verstand der unteren Mentalis dann die eingehenden Informationen nur nach Nützlichkeit, Sinn und Zweck, bzw. Gefahr und Bedrohung von Leib und Leben. Der Mensch bestätigt durch dieses egobezogene Denken völlig unbewusst sich selbst immer nur die eine für seine stoffliche Person gültige „Wahrheit“.

Auf diese Weise wird sichergestellt, dass ununterbrochen ausschließlich die niedere Astralis beschäftigt wird. So läuft das Denken wie in einem Hamsterrad im materiellen Regelkreis von Sympathie und Antipathie, Zuneigung und Abneigung, Liebe und Hass. Dabei ist nicht daran zu denken, dass die niederen Astralfelder aus Angst vor einem materiellen Tod zur Ruhe kommen. Wenn okkulte Methoden oder fernöstliche Meditation diesen Kreislauf der Egozentrik nicht berücksichtigen, bleibt die höhere Mentalis auch auf diese Weise ebenfalls unerreichbar. Dabei wäre es doch ganz einfach. Laotse hat sich ausführlich damit auseinander gesetzt und seinen Lesern einige gute Informationen für die harmonische Weiterentwicklung des Mikrokosmos im Tao-Te-King vermittelt.

Beruhigt sich die niedere Astralis bis auf das biologisch Notwendige, dann kann sich die Monade deutlicher im Menschen bemerkbar machen und im Mikrokosmos die Weiterentwicklung der höheren Kraftfelder dynamisieren. Ein besonderes inneres Ereignis tritt ein: In den höheren Astralfeldern erfährt der Mensch womöglich ein Gebiet der vollkommenen Einheit mit alle Natur und allen Wesenheiten bzw. Geschöpfen darin. Dabei kann er diese Einheit allerdings nur als ein Teil der Ganzheit erfahren. Alles gehört wunderschön zusammen, nirgendwo findet sich eine Grenze, auch keine emotionale Trennung, alle verstehen sich ohne Worte. Jedoch das Viele in der Einheit steht immer noch im Außen. Alles Erkennen in diesem Stadium gleicht einem gefühlten, intuitiven Erfassen aller Wesen und Entitäten der Astralis und der Ätherwelt, die er über die isobare Resonanz seiner Person anzieht. Jedoch sollte der Mensch diese Pseudo-Himmel nicht als sein Lebensziel betrachten und dabei stehen bleiben, denn in seinem Mikrokosmos ist die Entwicjklung noch beendet, die höhere Mentalis und die drei nirvanischen Lebensfelder noch nicht konzentriert.

In dem Büchlein „Die Stimme der Stille“ von Mme. H.P. Blavatsky steht darum über diesen Zustand: „Der Name der zweiten Halle ist: Halle des Lernens zur Erprobung – (es ist die höhere Astralis). In ihr wird deine Seele die Blüten des Lebens finden, unter jeder Blume ringelt sich jedoch eine Schlange. Wenn du die zweite Halle sicher durchschreiten willst, dann bleibe nicht stehen, um den Duft ihrer betäubenden Blüten einzuatmen. Wenn du von den karmischen Ketten frei werden willst, dann darfst du in diesen mãyãvischen Reichen nicht deinen Guru suchen.“ Erst wer auch die dritte Halle durchschritten hat – die höhere Mentalis, kann sich auf den weiteren Pfad durch die nirvanischen Felder begeben.

Wichtig für den Wanderer in diesem weiten Tal der Erfahrungen ist, sich gerade bei diesen erfolgreichen Schritten auf dem Weg der mikrokosmischen Entwicklung immer bewusst zu sein, dass er selbst niemals der Akteur seines Denkens und Handelns ist. Der Mensch wird stets von den Kräften seiner Monade und den Feldern seines Mikrokosmos geführt.

Leider ist diese allgemein verbreitet Selbsttäuschung auch verquickt mit den unermüdlichen Bemühungen der irdischen Äonen im astral-mentalen Feld des irdischen Kosmos, die sich mit allen erdenklichen Methoden um ihre Existenzsicherung bemühen. Kann der fortgeschrittene Kandidat trotz aller inneren und äußeren Wider-stände mit der höheren Mentalis verbunden werden, dann zeigt sich ihm erneut ein Himmel von unbeschreiblicher Schönheit. Er erfährt sich integriert in den mit ihm resonanten Makrokosmos. Er erfährt sich innerhalb des Kosmos, eins mit allem und allen, in aller Pracht und aller verheißenen Herrlichkeit. Das Buch der Natur ist mit sämtlichen Details vor ihm ausgebreitet, alle Bedeutung des Daseins in seinem Lebensfeld und in allen anderen Existenzen wird vor dem inneren Erfassen ersichtlich. Jedoch der «Erleuchtete» muss auch diese überaus herrliche Phase seiner Evolution schnell wieder verlassen, um die weitere Entwicklung der folgenden drei nirvanischen Felder zu ermöglichen. Gerade auf dieser hohen Stufe der Einweihung muss es immer glasklar vor seinem höchsten Bewusstsein stehen, dass er selbst, sein mentales EGO – auch das sogenannte höhere Selbst – niemals das Ziel des Bestrebens ist. Wer das einmal auf diesem Wege im heiligen Strom vergisst, stürzt sofort wie ein Eisberg vom Gletscher ins Meer der Vergessenheit. Wenn er die Selbstlosigkeit noch nicht verwirklichen kann, wäre es besser für ihn, diese Stufe vorerst noch nicht zu betreten. Sonst werden die äonischen Kräfte des Egoismus ihm eine vielversprechende Selbstherrlichkeit schenken, die ihn unweigerlich an die irdische Magie fesselt.

Jeder Mensch kann die Entwicklung aus den unteren astralen Feldern bis zu den heiligsten nirvanischen Gebieten in seinem Mikrokosmos vollziehen lassen, der sich klug von den Anweisungen des Laotse im Tao-te-king führen lässt. Die höchste Kunst des Wu-wei wu-wei erreicht jeder, der immer und unter allen Bedingungen eine demütige Geduld und eine rücksichtsvolle Zuneigung zu allem Leben bewahrt. Auch wenn es noch einige Inkarnationen dauern könnte.

Zu den Bildern zum Daodejing

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