Neues Weltbild


Felddenken – ein total neues Weltbild

Zur Einleitung einige Gedanken von Giordano Bruno aus dem 16. Jahrhundert: In seinem Kosmos, wie er sich ihn dachte, kreisen zahllose Sterne und Weltkugeln, Sonnen und Erden. Von diesen Gestirnen ist keines in der Mitte. Denn sein Universum ist nach allen Seiten hin gleich unermesslich. Es gibt viel mehr Sonnen und ebenso viele Mittelpunkte, als es Welten gibt. Alle Gestirne sind Individuen, Kolossalorganismen und im Verhältnis zu noch größeren Weltindividuen wiederum nur Teile und Organe. Alle diese Riesenkörper sind aus den gleichen Kräften bzw. Elementen aufgebaut. „Wer meint, es gebe nicht mehr Planeten, als wir kennen, ist ungefähr ebenso unvernünftig wie einer, der glaubt, es flögen nicht mehr Vögel durch die Luft, als er soeben aus seinem kleinen Fenster beobachtet hat.“ – „Nur ein ganz Törichter kann die Ansicht haben, im unendlichen Raum, auf den zahllosen Riesenwelten, von denen gewiss die meisten mit einem besseren Los begabt sind als die Erde, gäbe es nichts anders als das Licht, das wir auf ihnen wahrnehmen. Es ist geradezu albern, anzunehmen, es gäbe keine anderen Lebewesen, keine anderen Denkvermögen, keine anderen Sinne als die uns bekannten.“ Immer wieder bekommen wir von Gelehrten, das heißt: studierten Menschen, die nur die eine Seite irgendeiner Wirklichkeit erblickt haben, die Versicherung zu hören, der Mond sei eine „tote Erde“, die Sonne sei nur dazu da, um Licht und Wärme zu spenden, aber Leben sei auf ihr unmöglich. Aber dies und dergleichen ist anthropomorphisches Geschwätz hochmütiger und engstirniger Stubenmenschen.
„Es ist ganz und gar ausgeschlossen, dass es eine Erde gibt, die tot ist: das würde ihrem Begriff völlig widersprechen. Erde heißt Leben und Heimat von Leben; wie kann so etwas jemals tot sein? Und die Sonne: wie könnte sie so viel Leben auf so vielen Planeten schaffen, erhalten, steigern, erneuern, wenn sie nicht selbst ein unerschöpflicher Lebensherd wäre? Oder sollte sie wirklich ihre ungeheuren schöpferischen Energien nur für ihre Trabanten aufbrauchen, für sich aber gar nichts davon verwenden? – Lässt sich im Ernst daran zweifeln, dass die Mission aller gottgeschaffenen Wesen, sich vollkommen zu vergeistigen, nicht schon auf vielen Weltkörpern erreicht ist?“

Leben hat die Tendenz, sich immer zu verbreiten, zu erhöhen, zu vervielfältigen. G. Bruno ist für seine Weltanschauung von der katholischen Kirche hingerichtet worden, weil er trotz Folter nicht widerrufen hat. Das kennzeichnet die „christliche Liebe der Kirche“ zu dokumentarisch. Dieser mittelalterliche Philosoph und Astrologe hat das Wesen des universellen Lebens geschaut, auch wenn für seine Zeit die Wirklichkeit der elektromagnetischen Felder noch nicht zum Standardrepertoire der Universitäten gehörte. Aber es war ihm das Wesen Leben, das bewusste Leben als Ursprung aller Geschöpfe in seinen unermesslichen Kosmen durchaus bekannt. Er musste alle engstirnige Dogmatik der Kirche ablehnen und sich zu seinem im eigenen Herzen Erschauten bekennen.


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Heute ist es wenig schwierig, den Menschen etwas über die Radiowellen – elektromagnetische Vibrationen – zu erklären, weil sie zum täglichen Miteinander gehören. Die Smartphones, die Radios, Fernseher, GPS, Bluetooth und andere Funkwellenproduzenten ermöglichen heute die vielseitige geschäftliche und private Kommunikation, inklusive dem Elektrosmog, über den vielfach spekuliert wird. So kann in der aktuellen Zeit die Feststellung, dass das Leben der Menschen in all seinen Auf- und Niedergängen allein aus den kosmischen Lichtkräften zu erklären ist, die sich jeden Moment um ihn bemühen, niemanden wirklich erschüttern. Es sei denn, er ist immer noch in den mittelalterlichen Dogmen und ihrer aristo-telischen Weltsicht des Augustinus gefangen. Dennoch kann ohne Frage gesagt werden, dass die Lebensschwierigkeiten des Menschen nicht in erster Linie aus seinem physischen oder psychischen Verhältnis zu seinen Mitmenschen entstehen, zur Gesellschaft oder zum Leben im Allgemeinen. Vielmehr sind sie ausschließlich die Folge von Einflüssen, die eine bestimmte Gruppe elektro-magnetischer Strahlungen, Strömungen und Felder auf ihn ausüben. Daraus sind seine Situationen, Konflikte und Abenteuer zu erklären. Des Menschen Lebenslauf ist auch darum so komplex geworden, weil in früheren Inkarnationen seines Mikrokosmos besondere Lektionen des astralen Lebens gelernt werden mussten, die zunehmend von einem moralischen und ethischen Bedenken korrigiert wurden. Aus der aktuellen Weltsituation kann man lesen, dass diese inneren Lernabschnitte für viele Menschen keineswegs schon abgelaufen sind.

Der Mensch steht zur Zeit an einem bestimmten Punkt seiner Entwicklung; im Laufe der Aquariusperiode sollte er über die niederen Ansichten seines Wesens, die des Ätherfeldes, der Astralis und der Mentalis, im kosmischen Dasein hinaus wachsen, damit sich die höheren Felder in seinem Mikrokosmos stabilisieren und zentral mit ihm verbinden können. Bedauerlicherweise ist bei aller Entfaltung von Pädagogik und Berufsvor-bereitung der Jugend durch Lehre oder Studium der Denkansatz aus der Schöpfungsgeschichte in der Genesis verloren gegangen, dass der Mensch sich „die Welt untertan machen“ solle. Dieser biblische Auftrag wird von den egoistischen Kapitalisten völlig anders interpretiert als er ursprünglich beabsichtigt war. Sie verstanden diese heilige Aufforderung der Genesis nämlich als eine Anweisung, die Natur und ihre Schätze für private Bereicherung möglichst umfassend auszubeuten, so weit sich dafür technische Möglichkeiten und bereitwillige Arbeitssklaven finden lassen. Es wurden dann auch alle die Menschen, die für die Erschließung aller in der Natur auffindbaren Ressour-cen arbeiten, selbst ausgebeutet, da sie ohnehin keine Chance zu einem lebenswerten Dasein haben. Es ist für die herrschenden Kasten abso-lut kein Problem, diese Arbeiter – natürlich nach Gottes Willen – in eine der untersten Kasten einzustufen. Damit die geschundenen Hilfskräfte auch fest daran glauben, dass sie für ihr eigenes Schicksal selbst verantwortlich waren, wurde z.B. von den Brahmanen und Priestern schnell noch das Karmagesetz mit entsprechenden Regeln ausgestattet.

Jedoch kann sich niemand die Welt untertan machen, wenn er sie nicht wirklich umfassend kennt, wenn er sich selbst nicht als verantwortlicher Mitwirkender in allen Sphären der Welt begreifen kann. Das gehört natürlich auch zu der Aussage Jesu, dass eher ein Kamel durch ein Nadelöhr gehen kann, als dass ein Reicher in den Himmel kommt. Um sich die Welt, soweit ersichtlich, untertan machen zu können, ist einerseits die Kenntnis aller Felder, die den Kosmos beleben, absolut notwendig, und zweitens das Wissen, dass alle Wesen des Kosmos Erde gemeinsam und voneinander abhängig in einer gewaltigen Evolution stehen. Jede Gruppe von Wesen, die Tiere, die Pflanzen, die Menschen, beleben ein gemeinsames Gruppenwesen, das nach Familien, Rassen und anderen Untergruppen gegliedert ist. Alle diese Gruppen können letztlich nur zusammen die einzelnen Evolutionsschritte bewältigen. Bei diesen großen Zyklen wird es natürlich auch Rückbildungen für die Wesen geben müssen, die den anstehenden Entwicklungsschritt partout noch nicht machen können. Auch wenn Darwin zu seiner Zeit nicht alle Feinheiten dieser Entwicklungszyklen erforschen konnte, so hat er doch die Menschheit mit seiner Abstammungslehre vor die große Allegorie ihres Daseins gestellt.

Alle Tiere und Pflanzen der Erde sind selbst aktiver Teil einer kosmischen Evolution, und der Mensch gehört eindeutig mit den Primaten zu den höheren Säugetieren. Das bedeutet, der Mensch ist absolut mitverantwortlich in diesen Entwicklungsprozess einbezogen, ebenso wie alle Fauna und Flora, sowie alle Entitäten, Engel und Wesen des Jenseits. Das sollte im Ausbildungplan der jungen Menschen in Schulen und Universitäten niemals vergessen werden. Die Eltern haben diese Mitverantwortung im Allgeschehen ihren Kindern im täglichen Zusammensein mitzuteilen und vorzuleben. Dieser Auftrag zur vollständigen Kenntnis des Menschen und der Erde geht eindeutig an dem unter der Anleitung zahlreicher Priester, Gurus, Mullahs etc. weit verbreiteten Bemühen vorbei, sich aus dem sogenannten Tränental, dem Rad von Geburt und Tod, durch eine „Heiligung“ ganz gleich welcher Art, zu entfernen. Weder die Pilgerreise nach Mekka noch die zur Kumbh Mela oder zum Keilasch können den Menschen von seiner wirklichen Aufgabe befreien. Keineswegs helfen die zahlreichen Opfer in Tempeln, Stupas oder Kathedralen. Was soll eine Entität aus Bewusstsein, Weisheit und Liebe mit Knallkörpern (China), Lammfleisch (Mekka) oder Alkohol und Zigaretten (Südamerika) und so weiter anfangen. Das ist doch eine völlig abwegige Vorstellung von einem unvorstellbaren „Gott“. Jene, die solche Opfer annehmen und noch dafür Erfolg und Fruchtbarkeit versprechen, können doch nur Götzen, Äonen oder Asuras sein, die aus dem Jenseits die Menschen ganz grausam ausbeuten. Die für die Erfüllung des Auftrages erforderlichen Informationen werden den Menschen, wenn nicht bereits im Jenseits nach seinem Ableben, dann spätestens in der nachfolgenden Inkarnation erreichen. Die permanente Ausbeutung von Natur und Mensch läuft in der Perspektive der kosmischen Resonanz unter Diebstahl, und zum Teil auch unter Mord. Zwei elementare Gesetze aus den zehn Geboten werden unbewusst gebrochen, und die handelnden Menschen wähnen sich kraft ihrer irdisch benannten Kaste im Recht. Doch die kosmischen Gesetze sind nicht von Menschen gemacht, sie beantworten alle Ungerechtigkeiten völlig unpersönlich und vollkommen neutral. In Ägypten kannte man dafür die Wägung des Herzens gegen eine Feder der Göttin Maat unter Aufsicht des ibisköpfigen Thot und Horus mit dem Falkenkopf.

Dem europamerikanischen Menschen wird in seiner selbstbewussten Art der jüdisch-christlichen Erziehung wohl kaum zu Bewusstsein kommen, dass diverse Aussagen in der Bibel nicht nur dogmatische Gebote sind, bei denen sie sich vielleicht entscheiden können, ob sie diese nun befolgen wollen oder nicht. Nein, in der Genesis sind einige kosmische Gesetze niedergelegt, die vom Menschen unbedingt befolgt werden müssen. Sonst werden die ausgleichenden Kräfte der Nemesis wirksam, oft noch in diesem Leben, häufig erst nach dem stofflichen Tod im Jenseits. Meist forscht der Mensch dann mit allen Mitteln in seinem sogenannten Unglück nach einer materiellen Ursache in seiner Umwelt und vielfach auch bei anderen Menschen. Obgleich es einfach nur sein Schicksal war, das ihm geschickte Heil, an dem er genesen könnte.

Die angestrebte Evolution aller kosmischen Wesen vollzieht sich unerbittlich unter dem Einfluss der zodiakalen Kräfte und Wirksamkeiten im Sonnenkosmos. Eine gewisse Erschwernis ist dadurch gegeben, dass der bevorstehende Schritt in der kosmischen Entwicklung der aktiven Mithilfe von vielen immer klarer erkennenden Menschen bedarf, die sich in der Erwartung eines höheren Denkens ernsthaft darum bemühen, die rein materiell orientierten Aktivitäten und Begehren für den Überlebenstrieb im irdischen Lebensfeld deutlich zu verringern.

Wenn «Jesus» sagt: „Mein Volk geht verloren, weil es keine Kenntnis hat!“ dann ist erstens keineswegs das Volk Israel oder das der Juden gemeint, sondern alle Menschen, die sich bereits in seiner – Jesu Nachfolge befinden. Das soll heißen, die mikrokosmischen Entwicklung zu einem höheren Denken hat bereits eingesetzt. «Jesus Christus» war ein vollendeter Mikrokosmos mit vollständigen sieben mal sieben Kraftfeldern. Kaum ein Mensch kann sich das richtig vergegenwärtigen, was das für das Wesen und den Kosmos bedeutet. Ein Großteil der Wunder «Jesus» sind leicht allein aus dieser mikrokosmischen Wirklichkeit zu erklären. Zweitens wird in dieser Aussage «Jesus» die Kenntnis aller okkulten Kraftfelder und ihre Bedeutung für den Kosmos Erde und aller auf ihr lebenden Wesen und Menschen in der bevorstehenden Evolution gemeint. Das kommende Weltgeschehen wird sich nicht in einer Erweiterung der bestehenden materiellen Bereicherung ergießen, sondern alle Wesenheiten werden auf ein höheres Erkennen und Erfassen ihres gesamten Daseins gehoben, mit allen damit verbundenen Verantwortlichkeiten. Darum erfolgt auch die Warnung, dass man nicht dem Mammon dienen solle. Wer also bereits heute ganz aktuell sich selbst in diesen Prozess einbringen will, sollte genauestens wissen, in welchen Kraftfeldern die menschlichen Mikrokosmen in dieser Zeit wirken bzw. wie sie von diesen gelebt werden. Das exakte Wissen, welche Ansichten oder Kraftfeldstufen im eigenen Mikrokosmos bislang noch zur Vollendung fehlen, ist für den ernsthaften Mitarbeiter in der Evolution zu einem höheren Bewusstsein ebenso notwendig, wie das Atmen. Also geht es bei der Aussage von Jesus keineswegs um eine Art Himmelreise, sondern um eigene Kenntnis des kosmischen und des persönlichen Lebenszieles, eingebettet in die weitere Entwicklung des ganzen Universums. Diese Perspektiven erschließen sich dem höheren Denken wie selbstverständlich und bedürfen keiner weiteren Autorisierung durch einen kirchlichen Heiligen oder eines anerkannten sachverständigen Professors der Theologie, eines indischen Mahatma oder islamischen Ayatollah.

Es gibt eine über Jahrhunderte autorisierte Behauptung, die zu einen höchst bedenklichen Widerstand gegen die Evolution der Menschheit geführt hat. Seit Aristoteles wird gesagt, dass der Mensch die Natur nur mit sinnesorganisch erfahrbaren Fakten wirklich erforschen und erkennen kann. Das hat bedauerlicherweise zu einer fatalen „Kristallisation“ – vor allem der in der westlichen Kultur anerkannten Wissenschaften – geführt. Nun untersuchen viele intelligente Menschen weltweit mit aller Raffinesse und mit ungeheuerem technischen Equippment sowie gigantischem finanziellem Aufwand die materiellen Bausteine der irdischen Natur. Dabei behaupten sie ernsthaft in allen Medien, durch die Analyse der Materie bis in die kleinsten Bausteine, und durch die Erforschung weiter Fernen im Weltenraum könnten sie die Ursache allen Lebens finden. Weil es einmal so definiert wurde, und Aristoteles war eine große Autorität, und weil andere Koryphäen wie Bacon und nachfolgende Philosophen in das gleiche Horn bliesen, blieb die elementar wichtigste Hälfte der Welt unerforscht, wo das Leben als solches hätte gefunden werden können. Wenn man – ungeachtet aller internationalen Zensuren sich – das Ergebnis der wissenschaftlichen Forschungen einmal anschaut, dann muss man einsehen, dass vor allem gefunden wurden: Kriegsmaschinen, Überwachungsinstrumente und Produkte für die Konsumenten, die auch ohne diese sehr glücklich leben könnten. Obwohl heute reichlich moderne Philosophen, Theosophen, Anthroposophen, amerikanische Esoteriker, Psychologen und andere Wissenschaftler immer wieder darauf aufmerksam gemacht haben, dass man das Leben selbst nur in den unstofflichen Sphären des Daseins erforschen kann, wurden stets erneut Forschungsgelder bereit gestellt, damit in Universitäten neue Techniken entwickelt werden konnten, die zur Bereicherung der ohnehin Reichen nützlich sind. Um das Leben und seinen Urgrund zu erkennen, bedarf es einzig und allein der individuellen Befähigung, die Realitäten der unstofflichen Lebensfelder im Kosmos und Mikrokosmos sehen zu können, diese in allen Wesen existenten Wirkmechanismen zu akzeptieren und ihnen entsprechend zu leben. Ergo: Bewusstsein ist gleich Erkenntnis ist gleich Lebenshaltung.

In den folgenden Beschreibungen bemühen wir uns, diese bisherigen Erkenntnisse über die unstofflichen Welten verständlich zusammen zu stellen. Bei diesen Versuchen, auch bei den Bemühungen anderer Autoren, ist eine prinzipielle Problematik der Kommunikation in der modernen Menschheit deutlich geworden, die sich darum jetzt erst einmal vor die weiteren Darstellungen schiebt.


Wird ein wirklich neues Wissensgebiet vor das Erkennen des Menschen gestellt, dann kann der Mensch nur mit dem Bildervorrat bzw. sinnhaften Vorstellungen seines Gedächtnispotentials resonant auf die neu vorgestellten Bilder bzw. Gedanken reagieren. Kann trotz bestem Bemühen keine Resonanz zwischen dem Leser/Hörer und dem Autor/Sprecher entstehen, zwischen dem aufgenommenen Sinn und einigen bereits gespeicherten Inhalten, dann kann der neu hinzu gekommene Sinninhalt überhaupt nicht verstanden werden. Für den aufmerksamen Leser wäre es dann, als spräche der Autor in einer ihm fremden Sprache. Nun, dieses Problem ist nicht nur eine Frage der Sprache, denn auch eine gutbürgerliche Hausfrau mit mittlerer Schulbildung wird wohl kaum den Abhandlungen eines Kernphysikers folgen können, auch wenn diese in ihrer Muttersprache dargeboten werden.
Noch kritischer wird die Situation, wenn der Autor seine neuen Erkenntnisse aus einem Lebensbereich geschöpft hat, der in der Zivilisation seit vielen Jahrzehnten tabuisiert und mit unzähligen Dogmen zugepflastert wurde. Der Leser wird die Aussagen des jungen Autors direkt mit der gedanklichen Inquisition verfolgen, die ihn das Establishment der Pädagogik bereits beigebracht hat. So wird er wenig oder nichts verstehen, auch wenn durch diese Gedanken gerade jene Menschen von ihren mit Dogmen zugemauerten Gefängnisse befreit werden sollten. Wo auch immer der Leser jetzt steht, sollte jeder bei sich selbst erkennen. Ein wenig Aufklärung der tatsächlichen Abläufe kann niemals schaden. Zu allen Zeiten hat es Menschen gegeben, die der Menschheit völlig neue Ausblicke auf ihre zukünftige Entwicklung ermöglichten. Wer die Augen und Ohren für neue Einsichten in die künftige menschliche Entwicklung öffnen will, kann beruhigt weiterlesen.

Also erklären wir zunächst die grundlegenden Strukturen der unstofflichen Kraftfelder, die des Universums und aller Kosmen darin sowie aller Wesen und Menschen in ihnen, auch der sogenannt metaphysischen. Man kann sie durchaus analog dem physikalischen Lichtspektrum, inklusive der Radiowellen, als elektro-magnetische Kraftfelder ansehen, auch wenn sie in den verschiedenen kosmischen Bereichen viel höhere Energien transportieren als der wissenschaftlich erforschte Bereich des Spektrums, und sie wirken auch in vielen unbekannten Arten und Weisen. Bei dem Begriff „Licht“ wird in diesem Zusammenhang das ganze Spektrum der physikalischen elektromagnetischen Strahlung gemeint, nicht nur der Frequenzausschnitt des sichtbaren Lichtes. Der Kosmos lebt in insgesamt sieben Kraftfeldern, wenn man das grobstoffliche Feld – vorübergehend – noch dazu rechnet. Also ist die uns bekannte Materie die niedrigste Energiestufe, was schon Louis de Broglie 1948 in seiner wissenschaftlichen Untersuchung „Licht und Materie“ bestätigte. Als nächstes Kraftfeld folgt der Äther, dann die Astralis, dann die Mentalis, darüber liegen noch die drei sogenannten nirvanischen Kraftfelder. Sie werden so von Annie Besant in ihrem Buch „Eine Uralte Weisheit“ genannt, was sie wohl aus den buddhistischen Kosmologien entnommen hat, die von der Theosophie in die europäischen Sprachen übertragen wurden. Diese drei höheren Kraftfelder haben in der esoterischen Literatur noch keinen verbindlichen Namen erhalten, ausgenommen unübersetzte indische Begriffe, die über Mme. H.P. Blavatsky mit der Übertragung der Stanzen des Dzyan zu uns gekommen sind.

Diese sieben universellen Kraftfelder haben jeweils sieben Unterteilungen, sieben verschiedene Ansichten mit jeweils zugeordneten Aufgaben. Dabei muss man sich immer ganz klar vor Augen halten, dass es in diesen Sphären keine wirkliche Abgrenzung gibt wie in der Materie mit ihren Gegenständen. Trotz der Unterschiedenheit stehen die Felder immer in einer intensiven Zusammenarbeit. Im Mikrokosmos sind alle Kraftfelder um einen zentralen Punkt konzentriert angeordnet, und zwar dem Mittelpunkt des aurischen Wesens. Er liegt in etwa im Herzen des Menschen. Diese Felder sind über die sieben mal sieben Chakren miteinander verbunden. Die Chakrenlehre kommt aus der indischen Philosophie, und diese besagt, dass die sieben Hauptchakren entlang der Mittelachse des Körpers angeordnet sind. Zu diesem Thema gibt es bereits recht ausführliche Literatur, wobei einige Ansichten durchaus kontrovers diskutiert werden. Wesentlich ist, dass die Kraftfelder beständig miteinander kommunizieren, sich stetig informieren und Kräfte austauschen, genauso wie beim Vorgang des Ein- und Ausatmens.

Für den geschulten Seher in die geistigen Welten wird deutlich, dass die Mikrokosmen der westeuropäischen Zivilisationen bereits bis zu einem bestimmten Entwicklungsstand fortgeschritten sind. Einige weltbekannte Esoteriker sprechen in ihren Publikationen schon seit Jahren davon, dass die Zeit gekommen ist, in der ein regelrechter Mutationssprung bevorsteht. Das soll heißen, dass viele Mikrokosmen der kommenden Zeit in ihrer mikrokosmischen Entwicklung weiter fortgeschritten sein werden. Die stoffliche Seite scheint ihrer Ansicht nach wohl den Tiefpunkt der Kristallisation durchschritten zu haben und tritt jetzt wieder in eine Phase der Entstofflichung ein. Als Beispiel dafür wird unter anderem die zunehmende Radioaktivität erwähnt. Das hieße, für die Menschheit steht eine Evolution in eine total andere Lebensform bevor, die von den weiter fortgeschrittenen Mikrokosmen dann realisiert wird. Die kosmischen Zuflüsse aus den weiten Räumen des Universums treiben die Welt in diese großartige Veränderung. Damit dieses Geschehen einigermaßen verstanden werden kann, soll die derzeitige Situation der Kraftsphären im Mikrokosmos dargestellt werden: Der grobe Stoffkörper ist in sieben Ansichten vollendet. Das Ätherfeld hat zumindest fünf bis sechs seiner Aspekte zentralisieren können, und die Astralis verfügt wohl über die drei bis vier unteren Ansichten. Bei der Mentalis sind die Differenzen in der Entwicklung noch etwas größer, selbst in der europäischen Kultur. Einige Autoren sprechen sogar nur von einem Ansatz, einem Impuls ähnlich einem Funken, zu einem Denkvermögen. Andere Philosophen sprechen in ihren Büchern durchaus über menschliche Bestrebungen, die sich nur unter Bedingungen entfalten können, wenn die Mikrokosmen bereits drei oder sogar vier Ansichten des Mentalvermögens zentralisiert haben.

Diese so bestehenden heutigen Aspekte der unteren Ebenen im Kraftgefüge der Mikrokosmen können den Menschen nur mit seinem auf Selbsterhaltung ausgerichteten Egoismus und seiner persönlichen Entfaltung verbinden, mit den bekannten Auswüchsen wie Anhäufung von Reichtum, Macht, Wissensdurst, Ruhm, Ehre. Ja selbst alle kulturellen und humanitären Bestrebungen gründen im niederen Astralen und werden von den unteren Mentalvermögen erwogen, geplant und für Ruhm und Ehre für den persönlichen Vorteil durchgeführt. Ein Grundproblem dieser niederen Kraftentfaltung ist das irdische Gesetz der Polarität. Alles Gute schlägt stets um in sein Gegenteil, das Böse, wie es am besten Zarathustra in dem Avesta dargestellt hat. Es ist wahrhaftig eine schier unlösbare Aufgabe, die in dieser mikrokosmischen Entwicklungstufe lebenden Menschen anzuleiten, aus den höheren Idealen einer angenommenen „göttlichen Dimension“ zu leben. Der heutige Mensch kann im tiefsten Inneren diese damit verbundenen Forderungen wohl kaum für sich realisieren, weil ihm dafür die erforderlichen sinnesorganischen Fähigkeiten ganz einfach fehlen. Das Leben ist in der von ihm erfassbaren Art und Weise für seinen Wissensstand wahr und umfassend, so wie er es mit seinen Sinnen erleben kann. Keine Religion oder hochintelligente Philosophie vermag diesen subjektiven Kern der persönlichen inneren Wahrheit wirklich umzustoßen. Die Menschen können nur einen Glauben aufbringen, ohne wirklich um die elementaren Grundgesetze des Alls zu wissen, und sie befolgen gemäß den familiären Gegebenheiten gehorsam die göttlich autorisierten Regeln und Gebote, wie sie traditionell auf allen Kontinenten von den heiligen Herren gepredigt werden. Das hat allerdings weltweit bereits zu zahllosen Kriegen, Kreuzzügen und fanatischen Mordserien geführt, bei denen sich jeder nüchterne Mensch ernsthaft fragen sollte, wieso ein seine Geschöpfe liebender Gott solches Unheil über die Menschheit bringen kann. Auch keine Meditationsübungen, Drogentherapie oder Yoga – ganz gleich ob Hatha-Yoga oder Kundalini-Yoga – können die erforderliche Erweiterung des Denkvermögens im Mikrokosmos beschleunigen, mit der ein Mensch die hohen Ideale wirklichen Menschseins aus sich heraus erfassen und realisieren könnte, ohne Priester und Institutionen, die mit Hilfe „von Gott“ autorisierten Gesetzen und Vorschriften auf den Menschen Druck ausüben.

Selbst die höheren astralen Ansichten begehren immer noch auf der subjektiven Basis nach den Idealen in Ethik, Karitas, Humanitas, Kunst, Kultur, Philosophie und Religion. Es bedarf einer ausgeprägten Wachsamkeit, um gut zu verstehen, warum selbst diese höheren astralen Felder mit zu dieser gegensätzlichen Reaktion beitragen. Das astrale Feld begehrt, immer etwas für den Mikrokosmos zu erhalten, vor allem die erforderlichen Kräfte für seine Selbstverwirklichung. Das Astrale wirkt auf allen Ebenen stets wie ein Konsument, es will etwas haben, besitzen und verwerten, etwas bekommen, das der Mikrokosmos verbrauchen kann. Selbst die Religion benutzt der Mensch für seine Einweihung, seine Erleuchtung o.ä. Darum besteht ja auch die irdische Hemisphäre weitestgehend aus Konsumenten, aus Menschen, die ihre Mitmenschen benutzen, um etwas von ihnen zu bekommen, und die die Natur ausbeuten und sie beschimpfen, wenn sie nicht mehr das zur Verfügung stellen kann, was alle Väter und Urväter stets von ihr bekommen haben. Ohne zu forcieren erkennt wohl jeder Mensch in der aktuellen Weltlage, dass dadurch seit überschaubaren 6000 Jahren eine ausgesprochen perfide Entwicklung stattfindet. Einstein ist einmal von einem Journalisten nach der Unendlichkeit gefragt worden. Er gab zur Antwort: „Ich kenne zwei Unendlichkeiten; einmal im Universum und dann die Dummheit der Menschen. Beim Universum bin ich mir nicht so ganz sicher.“ Die Menschheit führt schon über Jahrtausende auf allen Kontinenten mörderische Kriege untereinander, die eigentlich nur zu einer Bereicherung der ohnehin Reichen alles irdische Sein rücksichtslos ausnutzen. Das ist das Opfer, das die Menschheit schon immer dem „Golden Kalb“ gebracht hat.

Doch es gibt noch ein viel grausameres Geschehen im irdischen Kosmos. Der prinzipielle Egoismus der Menschen hat jede Religion zu einem Selbstbedienungsladen der Eitelkeiten werden lassen. Und dadurch sind gewaltige unheilige Kräfte im Jenseits ins Leben gerufen worden. Seit einigen tausend Jahren haben viele Menschen zahlreicher Generationen mit ihrem egoistischen Streben zu einer persönlichen Heiligung zu kommen oder in einen irdischen Himmel, in ein Sommerland oder in andere paradiesische Sphären, im Jenseits gigantische gleich polarisierte Kraftfelder aus astralen und mentalen Kräften hervorgerufen. Diese Zusammenballungen gewaltigen Ausmaßes umspannen den ganzen Planeten Erde. Mit ihrer mentalen Intelligenz wenden sich diese Äonen aus Selbsterhaltung immer wieder an ihre Schöpfer, die Menschheit. Für dienstbereite Priester, Kardinäle, Maharishis, Mullas, Ayatollahs, und wie die heiligen Männer und Frauen auch heißen, erscheinen diese Kräfte dann auch als Engel oder Devas, die auch den Mystikern in ihren Visionen etwas von den „geheiligten Sphären“ im Jenseits vermitteln. Geschickt werden die Massen seit Jahrtausenden von den irdischen Dienstknechten manipuliert, um in gigantischen Events erneut und immer wieder möglichst viele Astral- und Mentalkräfte mit egoistischer Polarisation abzugeben. Die dadurch entstandene, massive egoistische Ausrichtung prägt auch die ätherischen Gebiete, so dass sich auch dort schmarotzende Wesen entwickeln, die den egoistischen Menschen in seinem täglichen Leben beständig anpumpen und ätherisch ausbeuten. Das alles ist zu einem ausgesprochen unappetitlichen, unbeschreibbaren Geschehen angewachsen. Zu allem Überfluss müssen die Mikrokosmen, die ihren Stoffkörper im Diesseits abgelegt haben, in diesen jenseitigen Sphären ihre unstofflichen Felder ausvibrieren lassen. Sie sind, solange sie nicht bereits aufgelöst in höhere Gebiete weitergehen konnten, beständig in ihren egoistischen Zusammenhängen mit all dem jenseitigen Unrat verbunden. Das betrifft vor allem diejenigen klugen Köpfe, die bereits in ihren irdischen Lebzeiten als gefällige Dienstknechte für die Äonen und Archonten gewirkt haben. Sie bekamen für diese Dienste in den irdischen Verhältnisse allen Reichtum, Immobilien und Macht sowie alles, was für ein luxuriöses Leben auf Erden so alles begehrt und ermöglicht werden konnte. Diesen grauslichen Zusammenhängen nachzugehen ist nicht so besonders erfreulich, zumal alle Mikrokosmen der Erde – von höherer Ebene aus betrachtet – eigentlich ein einziges Wesen sind. Es sollte nur der Vollständigkeit halber erwähnt sein, denn die Aufgabe der Menschen – aller Menschen – besteht letztendlich darin, diese niederen egoistischen Begehren der Selbsterhaltung und Selbstentfaltung, auch der Seelenheiligung, auf ein natürliches Basisniveau herunter zu fahren. Dabei wäre es absolut kein Problem, die primären Gesetze der Toleranz und Akzeptanz aller nächsten Mitmenschen – egal welcher Sprache oder Rasse oder sozialer Schicht – einzuhalten. Nur unter dieser Voraussetzung werden die unteren astralen und mentalen Bereiche des Mikrokosmos und des Kosmos zu einer ruhigen Vibration zurückkehren, und die höheren Aspekte könnten sich verstärkt zentralisieren. Jede Missachtung menschlicher Gefühle und lebenserhaltender Wirkungen bringt automatisch die niederen astralen Felder in Aktion, und diese werden von den niederen astralen Wesen des Jenseits sofort ausgenutzt. Die unbewusste Manipulationen aus diesen Sphären ist sehr subtil. Die unerkannten Bewohner des Jenseits nutzen jedes noch so schwache egoistische Wünschen oder Wollen aus, um sich daraus zu ernähren.

Bleiben die niederen astralen und mentalen Verbindungen eindeutig für eine längere Zeit neutralisiert, während die höheren Ansichten aktiviert werden, so könnte der Wahrheitssucher entdecken, dass seine bisherigen Begrenzungen im Erfassen und Bewerten seiner Weltsicht verschwinden und sich völlig neue Dimensionen vor ihm auftun. Es käme ihm allerdings zunächst so vor, als ob sich die Welt geändert hätte. Doch das ist nur eine vorübergehende Täuschung. Der Mensch bleibt tatsächlich in seiner Welt, seinen neuen Wahrnehmungsvermögen zeigen sich allerdings einige Ansichten dieser Welt, die vorher für ihn verborgen waren. Da sich alle bisherigen astralen Bindungen mit den materiellen Bedürfnissen und Genüssen bis auf ein Minimum auflösen, versperren sie nicht mehr die Sicht auf die inneren planetaren und natürlichen Wirklichkeiten sowie die höheren kosmischen Zusammenhänge aller Sphären. Die Erfassung subatomarer Vorgänge im Spiel der elektromagnetischen Kraftfelder wäre ebenso selbstverständlich wie die Einsicht in die astronomischen Weiten und der Resonanzen und Interaktionen von Galaxien und Welten im Universellen. Gleichzeitig entsteigt der Mensch dem niederen astral-ätherischen Spannungsfeld, aus dem alle Gegensätze, Konflikte, Kriege, aller Hass und alle Habsucht zu erklären sind. Er betritt gleichsam eine neue mentale Welt der vollkommenen Einheit vom kleinsten Atom bis zur größten Entität, eine wahrlich sinnhafte friedliche Welt.
Es entsteht in ihm der Eindruck, als träte er durch eine Tür in ein ganz neues Lebensfeld, das trotzdem zeiträumlich gleichzeitig auch die bisherige Welt umfasst, den gleichen Kosmos Erde als Planet im Sonnensystem. Für alle, die schon einen winzigen Spalt dieses durchaus im Bereich des Möglichen liegende neue Schauen erleben durften, war es wie eine Erleuchtung göttlichen Daseins. Daraus entstanden dann die fantastischen Beschreibungen der Mystiker in Orient und Okzident, oder der Reisenden mit psychedelischen Drogen, wie z.B. LSD. Jedoch bedeutet die definitive Erhebung in die höheren mentalen Welten für den Menschen kein Eintritt in eine metaphysische Anderswelt, sondern nur ein weit umfassenderes Erkennen dieser Welt, allerdings mit den bislang verborgenen höheren ätherischen, astralen und mentalen Feldsphären, in denen bereits viele der bislang verzweifelt gesuchten Idealitäten völlig selbstverständlich zum Dasein gehören. Und er würde dabei klar erkennen, dass er in diesen Sphären keineswegs ein einsamer Wanderer ist, sondern dass schon eine ganze Reihe von Gruppierungen in dieser besonderen erhabenen Lebenssphäre existieren, die sich nach ihren Regeln um die gesamte Menschheit und die Evolution des Kosmos bemühen.

Als wichtigste Erkenntnis für alle Menschen, die noch nicht in diesen Lebenszustand eintauchen können, erscheint doch die Tatsache eminent wichtig, dass diese höheren Lebenssphären mit der uns bekannten Welt verbunden sind, und niemand dafür eine Rakete benötigt, um dorthin zu gelangen. Ja, er muss nicht einmal einen Priester, Schamanen oder Guru konsultieren, um seine Entfaltung in die höheren astralen und mentalen Welten zu bewerkstelligen.
Was hindert die Menschen daran, diesen Fortschritt für sich zu vollziehen? Es gibt in allen Kulturen unzählige Verbote und Tabus, zahllose Dogmen der Priesterschaften und anderer Autoritäten, viele Traditionen aus uralten Zeiten sind angefüllt von solchen ungereimten, oftmals banalen Vorbehalten. All diese unbewussten Gefängniswärter im eigenen Sein muss der Mensch gegen zahlreiche Angriffe aus seinem Umfeld in sich niedermachen, ohne Rücksicht auf Zweifel und Verleumdungen, auf die gesellschaftlichen Vorbehalte, die aus der Familie und der Lebensgruppe mit Sicherheit aufkommen werden. Apollonius von Thyna stellt an den Beginn einer solchen Erhebung in eine neue Weltsicht die Reinigung des Atemfeldes, aus dem sich diese zahlreichen Golems verborgen in das Leben eines jeden Menschen einmischen. Der Kampf gegen diese Schemen im eigenen Unbewussten, kann nur durch Wuh-Wei, durch eine völlige Neutralisation ohne jede Negation vollzogen werden. Jeder Sucher nach dieser Wahrheit steht zu Beginn seines Weges erst einmal sich selbst gegenüber, seinen eigenen Beschränkungen, Vorstellungen und prinzipiellen Denkkategorien, seinem eigenen ICH, seinem eigenen Zerberus, der aus einigen fundamentalen Prinzipien und Strukturen der Selbsterhaltung zusammengesetzt ist. Diese gilt es aufzulösen. Das ruft natürlich zahlreiche Bedenken auf den Plan, die sich aus den bislang gehegten Ansichten ernähren, oder es schleichen sich tiefgreifende Zweifel ein, die alles und jedes in Frage stellen, und sich sogar unwissentlich mit erlogenen Verleumdungen tarnen. Darum kann nur gesagt werden, was bereits einige Forscher in dieser Richtung erfahren mussten, das Suchen nach dieser neuen Lichtpforte kann niemals nur ein mystisches Streben und emotionales Gerede sein, zwischen Kaffee-Trinken und Partylobby, wie es zeitweilig von unterschiedlichen religiösen und esoterischen Gruppen angepriesen wird. Ebensowenig können weder ein Buchstudium noch die regelmäßige Teilnahme an Seminaren sowie Yogakursen eine Erweiterung der astralen und mentalen Stufen des Mikrokosmos ermöglichen. Auch eine wie auch immer geartete Erleuchtung wird niemals eintreten, wenn sich der Kandidat nicht in eine fundamentale Veränderung seines Denkens vertieft. Es kommt höchstens zu einer hysterischen, psychischen Überschattung von jenseitigen Schmarotzern. Mit einem natur-mystischen Verhalten bleibt jeder Mensch stets derselbe, der er immer gewesen ist. Nein, das Suchen nach der Möglichkeit, nach der Weiterentwicklung in dem Sinn, dass man in eine andere, in eine höhere mentale Lebenswirklichkeit aufgehen will, bedeutet, sich konsequent und bewusst auf einen längeren Prozess auszurichten, den man täglich verwirklichen muss, dem man sich kontinuierlich dynamisch unterwirft.

Bevor man sich in diesen Prozess stellt, der oft auch als Bergbesteigung bezeichnet wird – Michaël Naïmi hat ihn in seinem Buch Mirdad als Ersteigung eines Feuersteinhanges beschrieben –, sollte man die grundlegenden Rahmenbedingungen seines menschlichen Daseins auf Erden kennen. Vielfach sind gerade die ersten Schritte zum höheren Leben die schwersten, und zwingen den Kandidaten schnell zur Umkehr, so dass er bereits an den ersten Stufen scheiterte. Darum sollte sich jeder Wahrheitssucher zunächst mit Geduld wappnen und seinen dynamischen Willen möglichst einstellen. Wer sich täglich in den Prozess dieser besonderen Aufmerksamkeit stellen kann, dem stehen unseres Erachtens keine übermäßigen Forderungen oder Überraschungen bevor. Vielmehr vollzieht man eigentlich nur eine radikale Kehrtwendung gegenüber dem allgemeinen Mainstream in Denken und Fühlen, Begehren und Handeln.
Das muss mit einer absolut ehrlichen und uneingeschränkten Erkenntnis der eigenen Behinderungen im Denken, Wollen und Fühlen beginnen. Dabei soll klar erkannt und verstanden sein, dass eben nur die wirkliche innere Motivation aus dem eigenen Wesen in vollkommener Ehrlichkeit die Wege zu neuen Einsichten bahnen kann. Eine rein theoretische Überlegung oder eine spekulative Hinwendung, so nach dem Motte: Man kann es ja versuchen, der Versuch schadet nix!, wird den Kandidaten verstärkt mit den jenseitigen Kräften der Ichsucht verbinden. Es sollte und muss an dieser Stelle auf diese Gefahr hingewiesen werden. Denn die Äonen dieser Welt lassen sich nicht an der Nase herumführen, weil sie bereits in Existenznot geraten sind und um jeden Flüchtling aus ihren Erntefeldern kämpfen. Auch wenn der Mensch kein wirkliches Empfinden für seine unstofflichen Trägerfelder hat, so wird er aber gerade dort jederzeit von den Schmarotzern aus dem Jenseits beobachtet. Darum muss jede erkannte Struktur des Unbewussten, jeder Golem der Vergangenheit, jedes COEX-System, um mit St. Grof zu sprechen, ins Licht des Tagesbewusstseins gehoben und als solches akzeptiert, erkannt und in die Neutralität entlassen werden.
Das kann natürlich eine längere Zeit in Anspruch nehmen, denn diese Bewohner des Atemfeldes hatten viel Zeit, um zu wachsen und sich mit anderen natürlichen Bedürfnissen zu verhäkeln. Mit viel Geduld und Wachsamkeit muss jeder Winkel des Unterbewusstseins, auch gegen die Behinderungen aus dem eigenen Atemfeld, ausgespäht werden. Ja gerade dann, wenn ungewöhnliche Behinderungen durch Konflikte mit der Umwelt oder durch unerwartete Krankheiten auftauchen, sollte man außergewöhnlich aufmerksam sein und nach den tieferen Ursachen in der eigenen Psyche forschen. Schon bald wird sich „des Pudels Kern“ entlarven, und die Probleme schwächen sich zunehmend ab, wenn man bei allen Anfechtungen die Ausrichtung nicht aufgibt.  Es bleibt dabei allerdings niemandem erspart, dass er selbst in sich die Machenschaften seiner eigenen Verbindungen mit der ihn umgebenden Spiegelsphäre erkennen muss, die für seine Gefangenschaft in voller Breite verantwortlich sind, nämlich die von autorisierten Autoren stets proklamierten Dogmen und Tabus der Gesellschaft.

Solange die Sicht auf den Menschen im üblichen Mainstream derartig einseitig bleibt, wie sie bereits in der Antike von Philosophen, Staatsmännern und Predigern geprägt wurde, kann keine neue revolutionäre Weltanschauung entstehen. Auch wenn Satelliten zum Mars fliegen, Menschen in einer Weltraumstation forschen und Speläologen die tiefsten Höhlen der Welt erkunden, auch wenn die spitzfindigsten Mediziner in den Genen neue selbst nachgebaute Genome implantieren, sie werden dem Rätsel des Lebens keinesfalls näher kommen. Die Forscher nach dem Sinn und der Ursache allen Lebens haben ihn stets in den ursprünglichen Religionen oder in der modernen Geisteswissenschaft bzw. Esoterik gefunden. Für sie ist der wissenschaftlich materialistische Grundsatz von „der Reproduzierbarkeit des Experiments“ nicht bindend, denn e würde jede Erforschung der unstofflichen Felder des Lebens behindern, ja, ernsthaft stören. Darum ist es heute zumindest den euroamerikanischen, normalen Wohlstandsbürgern, die entweder der wissenschaftlichen oder der realochristlichen Weltsicht anhängen, wohl kaum bekannt, dass jeder Mensch in einem multiplexen Mikrokosmos aus sieben Kraftfeldern sein Leben gestalten muss. Dies ist prinzipiell so, auch dann, wenn er das mit seinem Tagesbewusstsein nicht direkt wahrnehmen kann. Das ist genauso wie beim Mond. Er existiert auch dann noch, wenn er bei Tageslicht auf der Rückseite der Erde verschwindet. Das Witzige an der westlichen Weltanschauung ist absolut die prinzipielle Situation, dass der in seinem Weltbild fixierte Mensch absolut daran glaubt und felsenfest davon überzeugt ist. Sein Hochmut in dieser tabuisierten Weltsicht wird noch dadurch verstärkt, das er meint, es bestände für ihn die Freiheit, jede Weltanschauung vertreten zu dürfen. Das ist doch in der sogenannten Meinungsfreiheit verbrieft.

Viele psychologische Studien von wissenschaftlich anerkannten Forschern haben ergeben, dass unzählige Menschen sich von ihren, in der Kindheit übergestülpten Vorbehalten oder den Fehlverhalten ihrer Eltern selbst im hohen Erwachsenenalter nicht befreien können, und somit fortwährend in felsenfesten Dogmen und unverrückbaren Tabus hin- und hertaumeln, solange bis sie einen Psychotherapeuten finden, der sie aus diesem Gefängnis befreien kann. Kaum ein Mensch hat wirklich das Vermögen, sich für diese oder eine andere Weltanschauung zu entscheiden. Nahezu jeder Mensch wird in eine Weltanschauung hineingeboren und muss diese akzeptieren, auch unter Androhung von Strafe, Exkommunikation oder Verstoß aus der Familie etc.. Man schaue sich nur die Lebensverhältnisse in Nordafrika, dem Orient, in Indien, Hinterindien mit Thailand und Myanmar, in China mit Tibet und den Staaten im Himalaya. Eigentlich ist es ein unbeschreibliches Trauerspiel, wie viel unsagbares Leid dadurch ausgelöst wird. So wollen wir den Versuch wagen, durch diese Informationen etwas dazu beizusteuern, dass doch einmal das Zusammenleben der Menschen auf der Welt nicht mehr von antiquierten Dogmen bestimmt wird.

Man muss sich einfach zu der mittlerweile doch von zahlreichen Menschen anerkannten Realität bekennen:
Der Mensch lebt in einem siebenfältigen mikrokosmischen Kraftfeld.

Sechs Kraftfelder umgeben und durchdringen also die stoffliche Persönlichkeit. Das Ätherfeld produziert ähnlich der Matritzentechnik den materiellen Körper in allen Aspekten, atomar, molekular, organisch und nervlich. Seine höheren Fluiden ermöglichen das Erfassen und Erkennen und das Bedenken, sowie die interne Kommunikation, sowohl nervlich als auch endokrin. Das Astralwesen, – ja, man muss von einem Wesen sprechen, denn es verfügt wie alle anderen Kraftfelder über ein eigenes Bewusstsein und demnach über ein autonomes „Denken“ –, bedingt alle Gefühlsaktivitäten. Begehren und Begierden, Wünsche. Liebe und Hass, Wut und Zorn, Eifersucht und Empathie kommen über die Astralis zur Person. Das Denkvermögen ist ein Strahl der siebenfachen Mentalis. Damit wird dem Menschen das intelligente Denken mit seinem stoffgebundenen Verstand ermöglicht. Auch die sinnesorganische Wahrnehmung wird über das Mentalvermögen dem Tagesbewusstsein zugeleitet. Die weiteren, weit höheren Kraftfelder werden von wenigen Autoren bereits erwähnt, weil sie von dem gewöhnlichen Denken, auch den höher veranlagten oder durch meditative Techniken erworbenen Denkbereiche nicht „erfasst“ werden. Diese ganz hohen Vermögen werden als nirvanische Felder definiert, weil Buddha seine Erleuchtung in das Nirvana verlegt hat. Seinen Mönchen antwortete er seinerzeit auf die Frage nach der Art des Nirvana: Es lässt sich nichts darüber sagen. Wer dort ankommt wird es erkennen.

Von den sieben Kraftfeldern kann der Mensch nur die vier niederen Felder benutzen, und davon jeweils nur die unteren drei oder vier Stufen oder Ansichten für sein irdisches Leben einsetzen, weil die anderen Ansichten der unteren Kraftfelder und die drei nirvanischen Felder noch nicht voll zentriert mit dem Mikrokosmos verbunden sind. Bei Vollendung des Mentalfeldes kann der Mensch all diese hier beschriebenen Zusammenhänge in voller Schönheit erfassen und seine niederen Körper bewusst kontrolliert für sein Dasein verwenden. Ihm wird die Aufgabe der Menschheit für den irdischen Kosmos und den Sonnenkosmos offenbart.
Für den normal denkenden Menschen, der noch in der materialistischen, christlich geprägten Weltanschauung gefangen denkt, und in dieser Weltsicht seine persönliche Freiheit als höchst zu verteidigendes Gut ansieht, ist es natürlich der größte Affront, wenn man die Wirklichkeit des irdischen Daseins ungeschminkt vertritt: Seit Jahrmillionen schwimmt jeder Mikrokosmos oder schwebt in den unstofflichen Kraftfeldern des Kosmos, allgemein als Jenseits bekannt. In einigen geisteswissenschaftlichen Darstellungen wird diese uns umgebende Sphäre auch Spiegelsphäre genannt, weil sie die irdischen Ereignisse nach dem Resonanzprinzip auf die Menschheit widerspiegelt.

Trotz aller christlichen Gegenrede gegen jedwede Inkarnationen, hat sich diese Weltanschauung der asiatischen Philosophien auch in der westlich-christlichen Kultur langsam aber sicher durchgesetzt. Die stoffliche Person kommt mit ihrer Geburt in einem erneut inkarnierten Mikrokosmos in diese materielle Welt, die er nach seiner grobstofflichen Auflösung wieder verlässt, damit sich seine unstofflichen Systemanteile im Jenseits langsam auflösen können. Nach der Kenntnis von Eingeweihten währt diese Sterbenszeit dann noch einmal ca. 400 bis 700 Jahre, nach menschlichem Maßstab gemessen. Wer das Leben etwas genauer und weniger materialistisch betrachtet, stellt ganz schnell fest, dass es den viel gefürchteten Tod eigentlich nicht geben kann. Der stoffliche Körper zerfällt in seine materiellen Bestandteile – nachdem sich die unstofflichen Felder von ihm trennen konnten –, die sich dann wieder mit den materiellen Anteilen der Erde vereinigen und dort erneut in den natürlichen Kreislauf aufgenommen werden. Die unstofflichen Felder lösen sich genauso entsprechend ihren Vibrationen in den zugehörigen Feldern des Jenseits auf bis am Ende das Urprinzip des aurischen Wesens noch in die Monade zurückgenommen wird. Dieses aurische Wesen mit seinen Gedächtnisspeichern wird dann auf die nachfolgende Inkarnation vorbereitet, wo es ein sich liebendes Ehepaar nach dem Resonanzgesetz aussucht, das in einer sexuellen Konzeption ein Baby für die Implantation zeugt, womit ein neuer Mensch wieder die irdene Plattform betritt.

Genauer betrachtet ist das Jenseits, das alle stofflichen und unstofflichen Lebenssphären des Kosmos Erde und darum herum umfasst, beständig und ohne Unterbrechung die Daseinssphäre aller irdischen Wesen. Der Mensch kann sie nur nicht mit seinem an den Stoff gebundenen Verstand mit den fünf Sinnen erfassen. Denn er hat vergessen, seine Sinnesorgane für die Sphären des Jenseits zu reinigen und zu trainieren, auch weil dieses Gebiet von ihm prinzipiell permanent ignoriert wird. So ist dieses unverständliche, aber äußerst hartnäckige Tabu der christlichen Materialisten in zweitausend Jahren gewachsen. Traurig ist, dass fast jeder ungeprüft daran glaubt. Man kann sich leicht vorstellen, dass der Unwissende, wie im Nebel voller Angst in einem Wald herumtappend, ständig ohne jedwede Ahnung ungewollte Zusammenstöße und Unfälle verursacht, deren Folgen sich dann bis in sein Tagesgeschehen auswirken. Diese werden meist mit großem Erstaunen wahrgenommen und eifrig mit rationalistischen Begründungen der stofflichen Zusammenhänge zu erklären versucht. Die unbedingt erforderliche Selbsterkenntnis auf dem Weg zu einer Höherentwicklung des Denkens und Erfassens macht es jedoch notwendig, dass der Mensch seinen Durchblick durch dieses Nebelfeld deutlich verbessert, für das letztlich doch Jeder irgendwie seine eigene Verantwortung zu tragen hat. Meistens wird dann in diesem Zusammenhang gerne von Bewusstseinserweiterung gesprochen, oder von einer Einweihung, oder auch von einer spirituellen Erleuchtung, wenn unter der Anleitung von Gurus, Avataren oder Meistern im Rahmen einer Zeremonie eine Verbindung mit den zugehörigen Äonen zustande kommen konnte. Aber es bringt für den Prozess selbst keinerlei Vorteil, wenn man sich mit theoretischen Definitionen umgibt, die aus dem niederen stofflichen Denken hervorgeholt wurden.

Natürlich ist das Licht in dieser Welt, die sich dem höheren Denkvermögen präsentiert und von ihm wahrgenommen werden kann, sehr viel heller. Diese, sich im neuen Schauen darstellende Erde, realisiert in ihren Feldern selbstverständlich viele ideale Eigenschaften, die in der uns bekannten niederen Welt stets nur mit ihren negativen Schlagschatten möglich sind. Darum sprechen viele Menschen von Erleuchtung, die durch eine mystische Überschattung oder durch meditative Übungen einen kleinen Blick in diese überirdische Welt werfen durften. Allerdings sollte man gerade dann mit beiden Beinen fest auf dem Boden bleiben und die Situation ganz realistisch betrachten. Fakt ist, dass selbst diese wunderbaren Einsichten keine Durchblicke in eine neue oder andere seelische Welt darstellen, irgendwo in einem metaphysischen Raum. Vielmehr bleibt die Welt tatsächlich nach wie vor die selbe Welt mit ihren Meeren und Wüsten, mit ihren Gebirgen und Strömen. Auch in der neuen Sicht sind noch jene Lebensbereiche der Welt zu erkennen, in denen wie immer die Menschen mit ihren Problemen und Erfahrungen leben, ja existieren müssen. Das völlig andere Schauen und Erkennen der unstofflichen Lebensfelder im Kosmos schenkt dem Tagesbewusstsein total andere Bedeutung der weltlichen Vorgänge. Diese ganz andere Sicht auf des kosmische Wesen Erde mit ihren unstofflichen Komponenten ergibt völlig andere Parameter, erzeugt eine erhellende Perspektive auf alle kosmischen Zusammenhänge. Darum es dem Menschen kommt zu Beginn seiner Veränderung so vor, als wäre er in einer völlig anderen, einer wahrhaft himmlischen Welt, angekommen. Es ist aber diese seine Erde von ehedem. Nur, dass jetzt mit dem Wirken zahlreicher Wesen und Entitäten der höheren Kraftfelder verbunden wird. Dabei kann er auch alle äonischen Machenschaften durchschauen, und beginnt zu begreifen, welche gigantische Arbeit bereits für Welt und Menschheit vollbracht wurde, welche Aufgabe noch vor ihnen liegt. Dabei zeigen sich ihm auch alle die aufwärts führenden Kraftspiele für die kosmische Einheit im universellen Allbewusstsein.

Betrachten wir vorerst noch einmal die aktuelle Situation der Menschheit. Jeder Mensch der heutigen Zeit sollte, vor allem bei besonderen Sensationen, die Ursache für deren Ablauf nicht in den materiellen Zusammenhängen suchen, sondern stets bedenken, dass die gesamte stoffliche Offenbarung, also jede materielle oder persönliche Erscheinung, immer aus dem Mentalen, Astralen und durch das Ätherische entstehen. Dieses Wissen und die darauf ausgerichtete Lebenshaltung sollte ihn bestimmen, wenn er sich bereits jetzt in die ablaufende Weiterentwicklung des irdischen Kosmos einbringen möchte. Darum ist die Erkenntnis der unstofflichen Lebensbedingungen absolut notwendig. Alle stofflichen Geschehnisse entfalten sich immer und ununterbrochen in allen und aus allen Sphären des Diesseits und des Jenseits, und werden ausschließlich aus diesen abgewickelt. Diese sieben Sphären bestimmen sich gegenseitig ohne Unterbrechung und sie sind innerhalb einer hierarchischen Struktur vollständig voneinander abhängig. Dabei bringen die höheren Kräfte die unteren nicht nur hervor, sondern beschützen und regenerieren sie auch in unerwarteten Problemen.

Es ist augenscheinlich für den unbedarften Betrachter erstaunlich, wie sich aus ganz normal flutenden elektromagnetischen Kraftfeldern hochintelligente Kumulationen bilden, wie z.B. der Makrokosmos, der Kosmos und der Mikrokosmos. Dies wird darum über Millionen von Jahren gewährleistet, weil alle geschaffenen Kosmen ein Kind ihrer Monade sind, so gesehen ein göttlicher Funke, eine Idee des höchsten Bewusstseins des Universums ist, ein Gottesfunke, würden die Christen sagen. Aus all diesen hohen Sphären, für die Dionysius Aeropagita eine ganze Engelschar benannte, werden die galaktischen Felder gebildet, die ihrerseits die Sternen- und Planetenfelder ihres Systems hervorbringen. So ist auch die Galaxis „Milchstraße“ gebildet worden und darin das Sonnensystem mit seinen Planeten. Letztlich sind die mikrokosmischen Felder bis zu einem gewissen Grade aus den Kraftfeldern der Erde extrahiert worden, so wie die atmosphärischen Felder und der Körper der Erde aus den Sonnenfeldern.
Alle Sterne, Planeten und Mikrokosmen sind kugelförmig konzentriert. Letzterer ist in der materiellen Erscheinungswelt mit einer Person als stoffliches Werkzeug ausgestattet. Das Sphäroid Mikrokosmos besteht, lebt darum in einem permanenten Stoff- und Kraftwechsel. Dabei erfolgt die Einatmung über den mikrokosmischen Nordpol über dem Scheitel, über dem Pinealischakra, und die Ausatmung über den Südpol unterhalb des Steißbeinchakras. Die Ablehnung, die Ignoranz dieses fundamentalen Geschehens durch die euroamerikanische jüdisch-christliche Kultur begründet sich bereits in der antiken Philosophie der Griechen.

Man kann durchaus den Gedankengängen von R.Steiner folgen und bestätigen, dass die Menschen in den Zeiträumen der arischen Periode ihre Gefühls- und Denkfähigkeiten festigen sollten. In dem als die moderne Zeit bezeichneten Abschnitt, einmal von Romano Guardini als Neuzeit zusammengefasst, brachten viele Menschen ihre Verstandesfähigkeiten zu gewaltiger Blüte. Im Mittelalter entfalteten sich im 17. Jahrhundert viele Erkenntnisse für nahezu alle Lebensbereiche, die sich über die Gegenwart in die Zukunft hinein weiter entfalten werden. Allerdings versteifte sich in der Überschätzung des intelligenten Denkens die Ausrichtung auf das bequeme und fürstliche materielle Überleben auf Kosten der armen Landbevölkerung und der städtischen Handwerker und auf Kosten einer uneingeschränkten Ausbeutung der naturgegebenen Ressourcen. Alle Pflege der Verstandeskräfte war immer mehr auf die materielle empirische technoide Erkenntnis des Daseins ausgerichtet, auf eine Anhäufung und Reproduktion von materiellen Erkenntnissen aus Universitäten und Fakultäten, die von der Industrie zum Vorteil der Unternehmer gefördert werden. Gleichzeitig schrumpfte die Erkenntnis unbewusster oder übersinnlicher Lebensstrukturen und Wesen. Gleichzeitig wächst der Anteil der Menschen, die psychologische Therapien in Anspruch nehmen (müssen), um wieder in ein handlungsfähiges Gleichgewicht zu kommen. Zudem wird der Verbreitung psychosomatischer Krankheiten zunehmend mehr Aufmerksamkeit geschenkt, weil die probaten klassischen Methoden der organotrop ausgebildeten Fachärzte vielfach versagen, und weil die Diagnose und die Therapie an einzelnen Organen des menschlichen Körpers aus ihrem lebendigen Zusammenhang heraus genommen werden. Daneben entwickelt sich auch in dieser Zeit weltweit eine esoterische Szene, die immer größer und bedeutender werdend, sich stärker den subtilen Erkenntnissen eines übersinnlichen Bewusstseins zuwenden. Seit den 1960iger Jahren erscheinen zahlreiche Publikationen, die sich mit den Tiefen und Weiten im unbewussten Menschen befassen. Ein neues, «verborgenes Wissen» scheint nun doch die Vorstellung zahlreicher Menschen zu beschäftigen. Dabei kommen viele Denkmodelle aus antiken Zeiten oder aus den klassischen Religionen wieder zur Geltung. Einige Philosophen der Moderne, die sich mit diesen Trends befassen, haben erkannt und beschreiben in ihren Betrachtungen, dass der Mensch eigentlich einen viel tieferen Auftrag hat, als sich materiell zu bereichern und sich im Ruhm und dem Applaus tausender Konsumenten zu berauschen. Sein kosmischer  Auftrag bedeutet, sich zu höheren Denkebenen hin zu entfalten, damit er seine Welt in größeren Zusammenhängen erfassen kann. Damit er in einem höheren Denken an der Evolution des Kosmos Erde mitwirken kann. Diese Entwicklung bedeutet allerdings auch, das sich die Menschen in dieser permanenten Evolution von den allgemein üblichen Bestrebungen für die irdene Überlebenssicherheit und dem profanen Luxusleben abwenden.

Auch die bislang weltweit angebotenen, sogenannten spirituellen Methoden zur Heiligung der Persönlichkeit in einem irdischen Himmel werden mehr und mehr in Frage gestellt. Das führt zu einer grundlegenden Veränderung im mikrokosmischen Austausch der ätherischen und astral-mentalen Kräfte. Die bislang gewohnte Polarisation der Felder verändert sich zunehmend von einem stark egoistischen Profil zu einem mehr kosmischen altruistischen. Die wesentliche Eigenschaft im Resonanzgeschehen wird allmählich dazu führen, dass sich die über lange Zeit aufgebauten Äonen zunehmend weniger von den Emissionen der Menschen ernähren können. Es ist nur selbstverständlich, dass sich diese Wesen und Entitäten, die sich bislang im Jenseits verborgen unbeobachtet ins Gigantische aufblasen konnten, weil sie bis heute erheblich von der materialistischen und körperlich humanistischen Denk- und Gefühlswelt der Menschheit profitierten, gegen alle neuen Erkenntnisse und Einsichten der Menschen nicht nur ablehnend verhalten, sondern mit allen erdenklichen Mitteln jede konkrete, jede nahezu wissenschaftliche Beweisführung für die Bedeutung der immateriellen Lebensfelder, z.B. durch Quantenphilosophie, Parapsychologie oder Noetik, behindern oder vernichten. Allein, was geschehen soll, wird geschehen, trotz aller zeitweiligen Ablehnung. Der Ablauf der interkosmischen Zyklen, denen auch der Kosmos Erde nun einmal unterliegt, kann von den Bewohnern des irdischen Jenseits nicht verhindert werden. Das ist natürlich ein großes Problem für die Fürsten und Gewaltigen unter dem Himmel, wie sie schon von Paulus bezeichnet wurden. Darum entfachen sie in einem letzten Aufbäumen – so will ich hoffen – alle erdenklichen Methoden der Kriegsführung mit weltumbrandenden Mitleidswellen und ungeheuren Anstrengungen humanitärer Hilfe (ohne die Kriege zu befrieden), mit unbeschreiblichen politischen Auseinandersetzungen zwischen den Völkern und in den humanitären Organisationen. Dabei verzweifeln die Betroffenen, weil sie nicht mehr erkennen können, wofür das alles und wohin dieses politische und kommerzielle Gerangel auf Erden eigentlich hinführen soll. Wenn man sich das Gesamtgeschehen aus einer höheren Warte betrachtet, wird doch völlig klar, dass all diese weltweiten Konflikte nur einen Sinn haben, nämlich den herrschenden Äonen im Jenseits noch einmal möglich viel gut polarisierten Äther zu spenden.

Die Aquariuszeit wird allerdings erheblich dazu beitragen, dass das sogenannte okkulte Wissen immer mehr Menschen ergreifen wird, und darum künftig auch von den aktuellen Autoritäten in Wissenschaft und Medien immer weniger ignoriert werden kann. Wer die sich abzeichnende Entwicklung der Menschheit, die einen radikalen Evolutionssprung mit sich bringen wird, in seiner tieferen emotionalen und mentalen Bedeutung nach verstehen lernt, erkennt auch, dass die Beharrung in der bislang überall und wiederholt favorisierten materiellen und davon abhängigen kommerziellen Denkweise, der Menschheit insgesamt einen unglaublichen Schaden zufügt. Vielmehr ist es bereits heute absolut und dringend notwendig, die bereits anlaufende Entfaltung der Menschheit selbstständig durch ein neues Denken zu fördern, unabhängig von Rasse oder Religion.

Wer sich schon etwas aus den festgefahrenen Dogmen der etablierten Glaubenslehren befreien kann, wird entdecken, dass dieser Evolutionssprung sehr eng mit dem Wesen dessen verbunden ist, was mit dem eigentlichen Geschehen des Jesus Christus zu Beginn unserer Zeitrechnung vor die ganze Menschheit gestellt wurde. Allerdings muss derjenige, der das ganze Ausmaß dieser Verkündigung wahrlich erfassen will, Jesus Christus zunächst aus seinem historisch gewachsenen christlich-dogmatischen Mantel befreien. Auch die Dogmen der Evangelien und des Paulus stehen einer objektiven Betrachtung im Wege. Sie hatten damals ihre Aufgabe, aber heute bestehen ganz neue Kräfteverhältnisse, die auch völlig andere Mikrokosmen und Menschen hervorgebracht haben. Man sollte alle Religionen von ihren überalterten Interpretationen der ungezählten Prediger befreien, alle Klöster und Tempel, Kirchen und Moscheen schließen, alle Priester für einen normalen Beruf umschulen, damit sie, wie alle anderen Menschen, zum Leben der allgemeinen Menschheit produktiv beitragen können. Es würde natürlich auch zu total anderen politischen Verhältnissen führen, wenn alle religiösen Institutionen nicht mehr die Finanzmärkte, die Politik und die Lehrämter in den Ländern der Welt dominieren können. Unvorstellbar, welche Reinigung des Denkens für Milliarden Menschen möglich werden könnte, welche Friedfertigkeit sich um den Erdball ausbreiten würde.

Die Wendezeit des Aquarius bringt neuzeitliche Mikrokosmen hervor, bei denen das höhere Astralfeld sowie die höhere Mentalis deutlich stärker im System verankert sind. Aus diesem Grund könnten sie die von Natur aus «Eingeweihten des Christus» genannt werden. Sie werden die Möglichkeit haben, wenn sie beim Erwachsen-Werden ihre Lebensaufgabe erkennen und dafür lernen und studieren, mit den neuen Sinnesorganen des höheren Denkvermögens die Welt und ihre Berufung zu erfassen. Ihre Vorstellung von Jesus Christus beschreibt einen bereits vollendeten Mikrokosmos mit allen sieben Kraftfeldern. Christus, der Gesalbte von Gottes wegen, war ein Mensch in einem vollständigen Mikrokosmos, der eigentlich ein Sohn des Sonnenlogos war. Zu dieser Erkenntnis kann nur der Mensch vordringen, der sich bereits von allen autorisierten Dogmen und Vorstellungen des Christentums befreien konnte und sich schon ein wenig von den höheren Denkvermögen in seinem Tagesbewusstsein zu spiegeln beginnt. Dabei muss man sich die Bedeutung der Wunder, die Aussagen in den Gleichnissen, und vor allem die Bergpredigt in ihren fundamentalen Aussagen unter der Perspektive des höheren Denkens vor Augen führen. Alle evangelischen Gleichnisse und Interaktionen des Jesus mit seinen Jüngern bekommen eine ungeahnte Leichtigkeit. Alles, was irgendwie an Gebote oder Verbote erinnert, verfliegt wie der Rauch im Wind. Es werden erfahrene nachvollziehbare, plausible Selbstverständlichkeiten. Ganz tiefe Einsichten in das Wesen des kosmischen Lebens wollen sich mitteilen, in dem die Einheit aller Wesen, die uneingeschränkte Liebe zu allen, die Gerechtigkeit im universellen Resonanzgesetz und die Harmonie mit dem All absolut natürlich wird.

Wir leben in der Gegenwart in einer Zeit, in welcher diese Erkenntnisse zunehmend von immer mehr Menschen aufgenommen werden, als dies vorher jemals der Fall war. In dem Maße, wie die Entwicklung der Mikrokosmen fortschreitet, wird der wahrhaftige Impuls, welcher durch das Christus-Ereignis bereits vor 2000 Jahren mit dem Kosmos verbunden wurde, immer deutlicher in seiner tatsächlichen Bedeutung für die ganze Menschheit von der Allgemeinheit erfasst. An die innere Seite der christlichen Entwicklung, die Erhöhung des Denkvermögens, wird sich dann auch immer mehr die äußere Seite anschließen. Durch das Wissen um diese kosmischen Einsichten und ihre Umsetzung in der täglichen Praxis werden sich unübersehbare Konsequenzen in Gesellschaft und Politik ergeben. Was durch Imagination, Inspiration, Intuition über die höheren Welten in Verbindung mit dem Christus-Geheimnis erkannt werden kann, wird das Vorstellungs-, Gefühls- und Willensleben aller Menschen immer mehr durchdringen. Das früher von einigen Eingeweihten oder Mahatmas Erkannte wird allen Mikrokosmen, die in der neuen Entwicklung stehen, offenbar und völlig selbstverständlich werden. Das hell leuchtende Erkennen der fundamentalen Einheit des Alls wird als eine innere Kraft die Lebensäußerungen dieser Menschen immer mehr durchdringen. Sie werden es zunehmend auf die ganze Menschheit übertragen können, ohne Mission einer kirchlichen Institution. Und die Prophezeiung wird Wirklichkeit:
„Gehet hin, und lehret alle Völker,
im Namen des Vaters – in der Kraft des höheren Astralvermögens –,
im Namen des Sohnes – in der Kraft des höheren Mentalvermögens –,
im Namen des heiligen Geistes – in der Kraft der hohen nirvanischen Felder–.“

Wenn ein Mensch heute seine mentale Gefangenschaft in den erdbindenden Zusammenhängen erkennt und nach der Befreiung in einem neuen Lichtfeld verlangt, dann sieht er sich zunächst mit den klassischen Bildern der bestehenden Religionen konfrontiert, die ihn unbemerkt auf egoistische Abwege führen. Er wird dann, nachdem er immer wieder erneut die kosmische Lichtkraft Christi erfahren hat, zunächst auf seine große Aufgabe verwiesen: Er muss nämlich in seinem eigenen Wesen die ihn behindernde magnetische Kette der gewöhnlichen Natur und ihrer humanitären, karitativen und religiösen Glieder durchbrechen und vernichten, um einer möglichen Erhöhung seines Denkvermögens näher zu kommen.
Die gnostischen Autoren der Pistis Sophia und anderer apokryphen Evangelien haben den unterschiedlichen Licht- und Naturkräften nach der Gewohnheit ihrer Zeit Namen und Charakter von Wesen verliehen. Sie personifizierten sie. Die Griechen bezeichneten sie als Götter und Daimonen (Lichtträger). Die Inder hatte vielfache Namen ihrer Sprache, wovon uns der Begriff Deva oder Daeva am nächsten liegt. Dionysius Aeropagita hat ein komplexe Engelhierarchie zusammengestellt, die bevorzugt der Kabbalah und christlichen Lehre entnommen ist. R.Steiner hat in seiner Geheimlehre diese Bezeichnungen wieder übernommen und anthroposophisch erläutert. Leider werden in unseren Tagen von unzähligen Autoren in Religion und Philosophie immer noch diese überholten Vorstellungsweisen der antiken Welt benutzt. Das mag sehr romantisch und mystisch wirken und viele Gefühle der individuellen Persönlichkeit befriedigen, aber in der gegenwärtigen Zeit ist damit eine sehr große Gefahr verbunden, denn die beiden Sphären unserer Naturordnung – die Stoffsphäre und die Spiegelsphäre greifen augenblicklich stark ineinander. Die Schleier dazwischen sind mittlerweile sehr dünn. Eine zu sehr personifizierte Gefühlsvorstellung von den Lichtkräften des Alls könnte den Menschen allzu leicht mit den entkörperten Wesenheiten des Jenseits verbinden. Darum müssen die Vorstellungen immer mehr von der personifizierenden Mystik befreit werden, da alle Personifizierungen im gegenwärtigen Seinszustand des Menschen immer mit dem Verstandesdenken der Ich-Person verbunden sind und sich an das Ego im Menschen wenden. Auf diese Weise halten sie das kräftige ICH, und damit auch die Lichtkraft der stofflichen Geburt, instand und verstricken den Menschen in die vielfältigen Formen des irdischen Wahns. Er erschafft sich so ein ganzes Pantheon von personifizierten Schemen im Jenseits und wird diesen Kräften völlig unkontrolliert geopfert. Darum ist es dringend angeraten, jede veraltete Benennung oder Bezeichnung zu vermeiden! Man sollte an die belebten und mit Bewusstsein ausgestattete Kraftfelder des universellen Lichtkraftsystems denken, an die kosmischen Strahlungsgesetze, und sich mit dem einfachen System der fundamentalen Lichtstrahlungen vertraut machen, aus dem alle Geschöpfe leben. Auch hinter den ewig gewordenen Wesen und Entitäten des Universums stehen immer die sieben universellen Lichtkräfte, das Wort vom Anfang, wie es im Johannes-Evangelium heißt. Die Menschen werden aus ihnen mit den erforderlichen Kräften versorgt, bekommen von ihnen die Ideation  der Planung sowie der kosmischen Logistik und wirken mit und in den Kraftfeldern für die Ausbreitung der Herrlichkeiten in der universellen Schöpfung.

Der Streit, den der Mensch zu führen hat, das Werk, das er ausführen muss, wendet sich nicht gegen »Begierden aus Fleisch und Blut«, wie es die zahlreichen Religionen, Sekten und Glaubensrichtungen der Menschheit verkündigen, sondern gegen solche kosmischen Strahlungen, gegen die Äonen und Archonten, die aus egoistischen Gründen der Selbsterhaltung der bevorstehenden Evolution entgegenwirken müssen. Darum sagt Paulus: »Wir haben nicht mit Fleisch und Blut zu kämpfen, sondern mit Fürsten und Gewaltigen unter dem Himmel.« Diese Kräfte oder Äonen sind immer aus selbstsüchtigen Motiven, aus Strahlungen, Äther, Astralis und Mentalis, entstanden, die von den Menschen ausgestrahlt werden, die seit Jahrtausenden nach einem paradiesischen Zustand in dieser materiellen Welt verlangen. Die »bösen Geister«, die die Entwicklung der Menschheit seit Äonen behindern, sind bestimmt nicht personifiziert. Sie sind also formlos und bestehen aus egozentrischen Vibrationen, die notabene der Kristallisation Vorschub leisten müssen. Nur die Fortführung der menschlichen Emissionen sichert ihnen ihren Lebenserhalt, der entsprechend der mentalen Ausrichtung der Spender polarisiert natürlich ewig sein soll. Damit steuern diese Kräfte verständlicherweise mit allen erdenklichen Mitteln gegen den Plan und das Werden der Evolution.

Wer sich mit seiner höheren Astralis nach einer Erhöhung seines Denkvermögens sehnt, und mit allen Vermögen seines Mikrokosmos zu dieser Erleuchtung strebt, verbindet sich mit der kosmischen Evolution. Damit verbindet er sich auch durch sein natürliches Absorptionsvermögen mit einer völlig anderen Kraftfeldmodalität. Das hat natürlich ungeahnte Auswirkungen auf das bisherige Zusammenspiel zwischen den Menschen in seinem gesellschaftlichen Kontext. Dabei wird auch sein Verhältnis zu den jenseitigen Kräften gestört. Die ehemalige Verbindung mit den Äonen wird immer schwächer und erstirbt. Es werden von ihm keine der bisherigen Emissionen mehr in die Sphären ausgehen. Von dem Augenblick an, wo der Mensch seinen niederen astralen Magnetismus nicht mehr auf himmlische oder heilige Verwirklichungen im stofflichen Lebensfeld richtet, stört sein neues Strahlungsfeld das bisherige Kräftespiel mit den Wesen im Jenseits, die mit aller Macht dagegen steuern werden. Damit muss auch jeder Mensch rechnen, der bereits mit einem erneuerten Mikrokosmos in dieses Erdenfeld inkarniert. Er muss in sich einen gangbaren Weg finden, eine Methode anwenden, damit er gegenüber allen Offenbarungen im alten Naturfeld unangreifbar wird. Denkbar ist die totale Neutralität gegenüber sämtlichen Erscheinungen und Notwendigkeiten, die der alten Natur zugrunde liegen und die jeden Menschen die meiste Zeit seines Lebens beschäftigen, so lange er aus Fleisch und Blut in dieser Welt existieren muss.

In den recht unterschiedlichen Auszügen in der spirituelle Literatur der Welt über die Universelle Lehre wird öfters das Universum allegorisch beschrieben. Kern dieser oft blumigen oder animalisch symbolhaft verschleierten Projektion, ist die Feststellung, dass es im kosmischen Raum sieben große, fundamentale Strahlungsfelder gibt. Sie beleben und dynamisieren alle Geschöpfe in den sieben Dimensionen der sieben kosmischen Gebiete gemäß ihren dortigen Aufgaben für die Allschöpfung. Alle Gebiete und die in ihnen wirkenden Kraftfelder sind ein einziger zusammenwirkender kugelförmiger Sphäroid unermesslichen Ausmaßes. Alle Kraftfelder durchwirken sich gegenseitig und kommunizieren bzw. informieren sich untereinander, wie es mit ihren gemeinsamen Plänen übereinstimmt.

Im gesamten All gibt es keinen leeren Raum, keinen unbelebten Planeten. Alle Kräfte werden von einem Bewusstsein mit allen anderen Entitäten und Wesen verbunden. Diese Vielfalt bestimmt die Vorgänge im Wesen Sonne und in den Wesen der zugehörigen Planeten, Monde, Asteroiden und Kometen. Die Menschheit ist ein Kind des Wesens Erde und wird von dem Gesamtgeschehen in ihm und auf ihm bestimmt.
Es ist jetzt die Zeit gekommen, wo die Menschen ihre verstaubten Glaubenssätze der vergangenen Zeiten renovieren und sich in die kommende Wirklichkeit stellen. Immer deutlicher und klarer werden die Stimmen gehört, die von den verschiedenen Möglichkeiten, Resonanzen und Interaktionen unstofflicher Felder des Kosmos berichten. Und diese betreffen prinzipiell vor allem auch den Mikrokosmos, aus dem der Mensch gelebt wird. Das sollte uns allen zu denken geben, und uns für eine völlig andere Einstellung zum Dasein öffnen.

Helmenzen 12. Mai 2016

Das gnostische System des Marcion

EIN VORWORT ZUR KULTURGESCHICHTE ÄGYPTENS UND DES ALTEN ORIENTS.

von Egon Friedell.

Durch den donnernden Flutgang der Jahrtausende tönt eine Stimme, tröstend und warnend: des Menschen Reich ist nicht von dieser Welt. Aber daneben erklingt eine brausende Gegenstimme: diese Erde voll Glanz und Finsternis gehört Dir, dem Menschen; sie ist Dein Werk und Du das ihrige: ihr kannst Du nicht entfliehen. Und Du dürftest es auch gar nicht, selbst wenn Du es könntest! Wie sie geschaffen ist, furchtbar und wunderbar: Du musst ihr die Treue halten. Diese unaufgelöste Dissonanz bildet das Thema der Weltgeschichte. Man sollte nun meinen, ja man müsste geradezu fordern, dass jeglicher Geschichtsbetrachtung die Deutung dieses rätselhaften Widerstreits voraufzugehen habe. Denn sonst ist alle Historie ein verschleierter Schlüsselroman. Ehe wir dies nicht erklärt haben, können wir ja gar nicht anfangen. Aber wir können es nicht erklären! Hier sich Klarheit oder gar ein Wissen eintäuschen zu wollen, wäre eine Art feinerer Atheismus. In diesem Dilemma besteht das Wesen der Geschichtsphilosophie. Jeder Mensch, ob er sich dessen deutlich bewusst ist oder nicht, ringt unaufhörlich mit dieser dunkeln Frage. Sie ist die Wurzel und Krone aller Religion, ja: sie zu stellen, ist bereits Religion.


Sollte Dir ein Gedanke zu dem Text einfallen, dann schicke ihn bitte mir zu.  Vielen Dank.


Sie verwandelt unsere farbenmächtigsten Künste und unsere fruchtbarsten Wissenschaften in grauen Dunst. Sie erfüllt unseren oberflächlichsten Alltag mit Tiefgang und nimmt unseren wuchtigsten Tatendas Schwergewicht. Aber nur ein einziges mal im Gange des uns bekannten Weltgeschehens ist der Versuch gemacht worden, sie ganz zu Ende zu denken und dadurch zu lösen; und dieser ist misslungen. Er ist misslungen; aber trotzdem verdient er unsere ernste und nachdenkliche Betrachtung. Der griechische Kunstschriftsteller Pausanias, der zur Zeit der antoninischen Kaiser seine „Rundreise“, eine Art Cicerone durch die hellenischen Sehenswürdigkeiten, verfasste, berichtet in Übereinstimmung mit anderen Autoren, dass es in Griechenland von alters her Altäre gegeben habe, die „dem sogenannten unbekannten Gotte“ geweiht waren, darunter einen neben der Bildsäule des Zeus von Olympia, dem weltberühmten Goldelfenbeinwerk des Phidias. Und der Kompilator Diogenes Laertius, der etwa ein halbes Jahrhundert später gelebt haben dürfte, erzählt in seinem Buch über „Leben, Lehren und Aussprüche der berühmten Denker“, einem mehr belletristischen als philosophischen, aber in den Angaben sehr zuverlässigen Werk, dass sogar „anonyme Altäre“ vorhanden waren, die überhaupt keine Aufschrift trugen. Man versichert uns zwar, dies seien bloße Äußerungen einer religio eventualis gewesen, einer Religion für alle Fälle, die besorgte, man möge vielleicht einen Gott übersehen haben, der in Vergessenheit geraten oder nur im Ausland bekannt geworden sei, auch habe es auf jenen Altaraufschriften nur ganz allgemein geheißen : „Den unbekannten Göttern“, und die Berichterstatter hätten sich bloß verlesen, aus den anonymen Opfersteinen aber spreche die Verehrung einer Art von namenlosen „Gattungsgöttern“ ; indes, alle diese späten Kalküle einer engbrüstigen Philologenspitzfindigkeit tragen, so „belegt“ sie sein mögen, den Stempel superkluger Unglaubwürdigkeit. Viel natürlicher und menschlicher, größer und einfacher wäre es, anzunehmen, schon in den Alten habe ein dunkles Gefühl dafür gelebt, dass der ganze Kreis der Olympischen und selbst der zur „reinen Vernunft“ geläuterte Zeus nicht das Wesen der Gottheit umspanne, dass vielmehr einer noch fehle, der sich noch nicht geoffenbart habe und daher unbekannt sei; und zugleich namenlos, da er über allen Namen sei. An ein solches Heiligtum, das in Athen dem unbekannten Gotte geweiht war, knüpft die Predigt an, die der heilige Paulus auf dem Areopag hielt. Er sagte: „Ihr Männer von Athen! Ich verkündige euch eben diesen Gott, den ihr bisher, ohne um ihn zu wissen, verehrt habt. Denn er ist ja nicht fern von einem jeglichen unter uns: in ihm leben, weben und sind wir.“

Jenes „Wissen um Gott“ war auch das Ziel der gnostischen Bewegung, deren Blütezeit in die erste Hälfte des zweiten nachchristlichen Jahrhunderts fällt. Gnosis ist Eingeweihtsein in die Mysterien des Himmels und der Erde, der Natur und der Geschichte, aber nicht durch Spekulation oder Empirie, sondern durch Offenbarung; sie ist mathesis, höhere Erkenntnis, gnosis soterias, Wissen des heiligen Weges. Sie ist das „Licht“, ein erleuchtetes Schauen, eine innere Erfahrung, man könnte auch sagen: Erfassen durch Intuition, wenn dieser Begriff durch seine heutige Anwendung auf das Schaffen des Künstlers und Forschers nicht schon zu sehr rationalisiert wäre. Diese höchst suggestive Geheimlehre, bilderwütig und orakelsüchtig, verwirrt durch mystifizierenden Formelspuk, barbarische Kultsymbole, abenteuerliche Allegorik, nebulose Weltentstehungslehren, schwankte zwischen Heidenchristentum und neuplatonischer Philosophie, sublimem Spiritualismus und massivem Zauberglauben, Ekstase und Begriffsspalterei unentschlossen hin und her und war auch in der Lebenspraxis halb Askese, halb Libertinismus, da beides sich als eine Konsequenz aus der grundsätzlichen Verachtung der Sinnenwelt rechtfertigen ließ. Denn das Herzstück aller Gnosis ist das Wissen des Geistes um seine Befreiung vom Erdenrest, die Erinnerung der Seele an ihren göttlichen Ursprung.

Die vier Grundkräfte, die im Kosmos walten, sind die Materie, die Seele, der Logos und der Geist. Nach ihnen ordnet sich die Hierarchie der Wesen: zu unterst stehen die Gesteine, die bloß Materie sind; auf sie folgen die Pflanzen, die eine Ernährungsseele, und die Tiere, die eine Sinnenseele besitzen; über sie erhebt sich der Mensch, begabt mit der Kraft des Logos, der Vernunft, und befähigt zum Geist zu gelangen, dessen Stufen durch eine immer höher steigende Schar immaterieller Potenzen repräsentiert werden und vor dem Throne Gottes endigen. Auf dieser Leiter entspricht die Seele etwa dem Nervenleben, der Logos den rationalen Fähigkeiten, der Geist aber, das Pneuma, einem Vermögen, das nicht von dieser Welt ist. Dementsprechend gliedert sich auch die Rangordnung der Menschen in die Sarkiker, die bloß dem Fleisch leben, die Psychiker und die Pneumatiker. Reiner Geist und Gott sind dasselbe; aber, sagt der berühmte Basilides, der Hauptvertreter der sogenannten ägyptischen Gnosis, alles Positive und alles Negative, das man von Gott aussagen könnte, hätte nur den Wert eines Zeichens.

Dem über alles Denken erhabenen göttlichen Urwesen, dem „Unaussprechbaren, Unnennbaren, mit Schweigen Angerufenen“ völlig entgegengesetzt ist die Materie, der Grund alles Bösen, aber zugleich das Nichtseiende. Sie ist das Werk des Bildners oder Demiurgen, eines von der Gottheit geduldeten untergeordneten Geistes, eines bösen, aber reuigen Wesens. Die Welt ist also eine Art Gegenschöpfung und zugleich eine Scheinschöpfung. Dies erkannt zu haben, ist identisch mit der Rückkehr zu Gott. Dieses Wissen bereits erlöst; aber nur dieses Wissen. Ohne Gnosis ist der Mensch verdammt. Die Gottheit, ungeworden, unsichtbar, unfassbar, wie sie ist, war auch dem Demiurgen unbekannt; aber sie hat sich Christus offenbart und durch ihn allen, die der Gnade der Gnosis teilhaftig geworden sind. Nach der Auffassung des syrischen Gnostikers Saturnilus ist der Weltschöpfer einer der Engel Gottes; aber, fügt Valentinus hinzu, der Stifter einer der angesehensten gnostischen Sekten, der Mensch ist mehr als die Engel, die ihn schufen. Zwar herrscht auch im Reich der Seele der Demiurg: sie ist, wie Valentinus es sehr anschaulich ausdrückt, eine schmutzige Kneipe, in der die Dämonen aus- und eingehen.

 Aber der Mensch trägt in sich einen Funken des göttlichen Lichts, er ist „groß und elend“. Es ist dieselbe Formel, zu der anderthalb Jahrtausende später der größte Christ der gallischen Rasse, Blaise Pascal, gelangte: „Alles Elend des Menschen erweist seine Größe. Es ist das Elend eines großen Herrn, das Elend eines entthronten Königs.“ Indes hat es die ganze gnostische Bewegung nirgends zu mehr gebracht als zu verstreuten unterirdischen Gedankenkeimen, halben Ahnungen und widerstreitenden Apercus. Zu Licht und Frucht sind sie erst im Geiste Marcions gelangt, eines religiösen Genies von großartiger Einfachheit, profunder Frömmigkeit und rasanter Denkschärfe, der aber seit vielen Jahrhunderten für die Nachwelt kaum einen Namen bedeutet. Marcion ist für das religiöse Bewusstsein der Gegenwart verschollen. Für die meisten Historiker der christlichen Kirche ist er „ein Gnostiker“. Er war aber weder dieses, vielmehr ein abgesagter Gegner der gnostischen Sekten: ihres bunt gewürfelten Synkretismus, ihrer geheimniskrämerischen Esoterik, ihrer gewalttätigen allegorischen Methoden, noch war er überhaupt einer unter anderen, sondern eine einmalige Erscheinung von unwiederholbarer Prägnanz, die hart bis an die Grenze der Bizarrerie und Monomanie streift. Alle Mysterienweisheit, ja alle Philosophie gilt ihm als „leerer Betrug“, und er verhält sich zu den Gnostikern ähnlich wie Sokrates zu den Sophisten, dem ja auch das paradoxe Schicksal widerfuhr, dass er von seinen Zeitgenossen gerade jener Schule zugerechnet wurde, die er sein Leben lang aufs heftigste bekämpfte. Er war, um es mit einem Worte zu sagen, der größte Ketzer, der jemals aus dem Christentum hervorgegangen ist. Adolf von Harnack erklärt, keine zweite religiöse Persönlichkeit nach Paulus und vor Augustin könne an Bedeutung mit Marcion rivalisieren, und in der Tat bezeichnen diese drei die gewichtigsten Marksteine in der Entwicklung der katholischen Kirche: der größte Apostel, der größte Kirchenvater und der größte Häretiker. Bei Polykarp heißt er der Erstgeborene des Satans, bei Tertullian „antichristus Marcion“, Origenes hingegen rühmt ihm feurigen Geist und göttliche Gaben nach, ohne die er eine solche Häresie nie hätte stiften können, und Clemens Alexandrinus nennt ihn einen Giganten und Theomachen.

Er wurde um das Jahr 85 in Sinope am Pontus geboren, als Sohn des dortigen Bischofs, der ihn wegen der Irrlehren, mit denen er schon früh hervortrat, selbst exkommunizierte: ein Geist von diesem diamantenen Ernst und Diogenes, der Buffo der griechischen Philosophie, in dem diese wie in einem Satyrspiel sich selbst den Epilog spricht, waren Söhne derselben Stadt. Marcion begab sich zunächst nach Kleinasien, wo seine Doktrin zurückgewiesen wurde; dasselbe widerfuhr ihm in Rom: die dortige Gemeinde verdammte seine Thesen und schloss ihn aus. Damals war Marcion schon fast sechzig Jahre alt; der Tag seines Bruchs mit Rom wurde von der marcionitischen Kirche als Stiftungsfest gefeiert, ähnlich wie der Wittenberger Thesenanschlag von der lutherischen; er fiel in den Juli des Jahres 144. Ort und Zeit seines Todes sind unbekannt.

Die Marcioniten waren nicht etwa eine Sekte wie die Montanisten, die Basilidianer, die Valentinianer und zahlreiche andere, sondern eine mächtige Gegenkirche, die im zweiten Jahrhundert mit der werdenden katholischen Kirche um die Vorherrschaft rang. Sie verehrten Marcion als ihren Stifter: sein Hauptwerk, die „Antithesen“, stand in ihrem Kanon, galt also als eine Art heilige Schrift; sie sahen im Himmel zur Rechten des thronenden Heilands Paulus sitzen, zur Linken Marcion. Er selbst aber hat sich niemals für etwas anderes gehalten als für einen getreuen Verkünder des Evangeliums und den wahren oder vielleicht auch einzigen Schüler des Paulus. Sein Zeitgenosse Justinus bezeugt bereits: „Sein Evangelium erstreckt sich über das ganze Menschengeschlecht“, und etwa ein halbes Jahrhundert später versichert Tertullian: „Marcions häretische Tradition hat die ganze Welt erfüllt.“ Kompakte Marcionitengemeinden fanden sich um jene Zeit in ganz Kleinasien und Syrien, auf Kreta und Zypern, in den Weltstädten Rom und Alexandria; ihr Ausbreitungsradius reichte von Persien bis Lyon. Noch im vierten Jahrhundert hielt man es in einzelnen asiatischen Gemeinden für notwendig, in das Glaubensbekenntnis einen Passus einzufügen, der sich gegen den Marcionitismus richtete; letzte Reste seiner Anhänger gab es im Orient noch im zehnten Jahrhundert. August Neander, einer der feinsten Kirchenhistoriker des Vormärz, hat Marcion den ersten Protestanten genannt. Wollte man diese Auffassung gelten lassen, so wäre der Protestantismus älter als der Katholizismus; jedenfalls aber hat es sich um ein gewaltiges Schisma gehandelt, das an Bedeutung hinter der Reformation nicht zurücksteht, nur hat es das umgekehrte Schicksal erlitten: es ist von der katholischen Kirche aufgesogen worden und in dieser Form aufbewahrt geblieben. Man kann daher sagen: der Marcionitismus hat sich behauptet, so gut wie der Protestantismus, nur in der Gegenreformation, etwa wie wenn eine Erneuerung der römischen Kirche seinerzeit das Luthertum, hegelianisch gesprochen, „aufgehoben“, nämlich zugleich negiert und konserviert hätte. Der Katholizismus hat vieles, das dadurch anonym weiterlebte, von Marcion übernommen, nur gerade den Wurzelgedanken seiner Lehre nicht, der auch in der Tat, wie wir bald sehen werden, für die Kirche unannehmbar war.

Wir können uns den Gedankengang, durch den Marcion zu seiner Doktrin gelangte, noch heute ohne jede Mühe und Gewaltsamkeit nachkonstruieren. Die einzige heilige Schrift, die die Urchristen besaßen, war das Alte Testament. Indem er nun dessen Bücher als frommer Christ las, kam ihm eines Tages die Erleuchtung: Christus ist gar nicht der dort verkündete Messias, Christus ist ein ganz anderer! Daher sind die Juden vollkommen im Recht, wenn sie den Messias noch erwarten; Jesus aber, dessen Namen nirgends im Alten Testament erwähnt wird, hat das Gesetz nicht erfüllt, sondern aufgelöst. Sein ganzes Leben war ein Kampf gegen das Gesetz und seine Lehrer. Er hat mit dem Alten Testament völlig gebrochen, das Band zerrissen, sich von Mose in allem geschieden und deutlich davor gewarnt, einen neuen Lappen auf ein altes Kleid zu flicken, neuen Wein in alte Schläuche zu gießen. Nur durch die allegorische Erklärung gewisser Bibelstellen kann überhaupt das Weissagungsprinzip aufrechterhalten werden; im Alten Testament darf aber nichts allegorisch, muss alles wörtlich und buchstäblich ausgelegt werden. Demnach ist Christus nirgends geweissagt, er ist unerwartet und plötzlich erschienen: der Sohn Gottes braucht keine Propheten, die ihn „bezeugen“; seine Zeugen sind seine Heilandsworte und seine Wundertaten. Man wird bei dieser Deduktion Marcions an einen Ausspruch Lagardes erinnert, eines der wenigen Menschen des neunzehnten Jahrhunderts, in denen der echt protestantische Geist des Protestierens noch einmal Fleisch geworden ist: „Es gibt ja noch Leute genug, welche das Verhältnis des Alten und Neuen Testaments als das von Weissagung und Erfüllung ansehen, während in Wirklichkeit nie eine Weissagung erfüllt ist. Erfüllt in dem gemeinen Verstand des Worts werden nur Wahrsagungen, und auf Wahrsagungen lässt sich eine Religion niemals ein.“

Wie aber konnte diese einfache und fast selbstverständliche Wahrheit den Christgläubigen so lange verborgen bleiben? Dies vermochte sich Marcion nur dadurch zu erklären, dass sogleich nach der Entrückung des Heilands eine ungeheure Verschwörung einsetzte und ihr finsteres Werk verrichtete. Dieses bestand in einer systematischen Verfälschung der Botschaft, die der Heiland in die Welt gebracht hatte. Nur ein Christentum, das von allen judaistischen Elementen völlig rein ist, kann als wahres Christentum gelten. Die vier Evangelien enthalten aber solche Bestandteile, also sind sie alle vier falsch. Paulus spricht immer nur von einem Evangelium, welches das Evangelium ist: also kann es nicht vier geben; eines aber muss es wiederum geben, folglich ist eines von den vieren bloß verfälscht. Die Wahl Marcions fiel auf Lukas, der in der Tat von allen Evangelisten am meisten Heidenchrist ist. Alle zwölf Apostel haben den Heiland nicht verstanden; darum musste dieser sich in Paulus einen neuen Apostel erwecken, der die wahre Lehre verkündigte. Wie ein einziges Evangelium, so gibt es auch nur einen Apostel; aber auch dessen Briefe enthalten viel Judaistisches. Also sind auch sie falsch oder vielmehr, wie Lukas, verfälscht. Von diesen Überzeugungen ausgehend, unternahm es Marcion, den Christen eine heilige Schrift zu schaffen, bestehend aus dem Evangelium des Lukas und zehn Paulusbriefen, wobei er aber in aller Naivität selbst eine gewaltige Fälschung beging, indem er durch Kürzungen, die zum Teil sehr beträchtlich, und Zusätze, die allerdings meist nur geringfügig waren, einen „gereinigten“ Text herstellte. Andrerseits ist es aber höchst merkwürdig, dass er dem Alten Testament, das er völlig verwarf, kein derartiges Misstrauen entgegenbrachte; er erachtete es für ein durchaus zuverlässiges Geschichtswerk und hat keine Zeile darin redigiert. Indes durch dieses sonderbare Verfahren, das sich nur aus dem geringen Verantwortungsgefühl erklären lässt, das die Antike dem geschriebenen Wort entgegenbrachte, ist Marcion der Schöpfer des Neuen Testaments geworden.

Vor Marcion galten die Evangelien weder als heilige Schrift noch befanden sie sich im Besitz sämtlicher Gemeinden; und Paulus wurde den Uraposteln keineswegs im Range gleichgestellt, da er nicht den Umgang des Herrn genossen hatte. Noch um 160 verweigerten die „Aloger“, die so genannt wurden, weil sie die Gleichung Jesus = Logos nicht billigten, dem Johannesevangelium, das diese Lehre vertritt, ihre Anerkennung; und andrerseits stand das „Ägypterevangelium“, dem später die Kanonisierung versagt wurde, noch vielfach in Gebrauch. Auch war der Text noch keineswegs in dem Maße fixiert, wie dies beim Alten Testament der Fall war. Hierin bestand die große theologische Tat Marcions: er setzte Urkunde gegen Urkunde, Schrift gegen Schrift, Evangelium gegen Gesetz, Apostolat gegen Prophetie. Erst durch Marcion ist die werdende katholische Kirche dazu geführt worden, dasselbe zu tun und ihren eigenen neutestamentlichen Kanon dem marcionitischen gegenüber zustellen. Paulus zitiert immer nur aus dem Alten Testament; andere schriftliche Autoritäten kennt er nicht. Erst um 200, als Marcion sicher schon tot war, besaßen die großen Kirchen des Westens ein „Neues Testament“: vier Evangelien und dreizehn Paulusbriefe, dazu die Apostelgeschichte, die als Bindeglied eingeschoben wurde, und die Apokalypse Johannis, die aber hundert Jahre später von den meisten Griechen wieder aufgegeben wurde. Die syrische Kirche hielt an einem einzigen Evangelium fest, dem „Diatessaron“, das Tatian, allerdings einer anderen Methode folgend als Marcion, aus den vier kanonischen Evangelien komponiert hatte. Aber erst im Jahr 367 proklamierte Athanasius den Kanon von siebenundzwanzig Büchern, den wir heute besitzen, indem er die sieben „katholischen“ Briefe (zwei von Petrus, drei von Johannes, je einen von Jakobus und Judas) hinzufügte und den lange umstrittenen Hebräerbrief dem Paulus zuerkannte. Die Kirche hat, in der Weitherzigkeit ihrer Auswahl viel weniger dogmatisch als der Ketzer Marcion, einen bewunderungswürdigen Takt bekundet, indem sie, vor Widersprüchen der Überlieferung nicht zurückschreckend, das urchristliche Leben in seiner ganzen Gnade und Fülle durch die Zeiten gerettet hat.

Wenn aber Christus nicht der Messias war, was war er? Der Sohn Gottes! Aber welches Gottes? Doch nicht des alttestamentlichen, dessen Gesetz er zerstört hat? Hier erhebt sich das ungeheure Problem, dem Marcion mit der größten Kühnheit ins Auge geblickt hat. Er entschloss sich, nicht nur Altes und Neues Testament, sondern auch den Gott Mosis und den Gott Christi völlig voneinander zu trennen. Dieser Scheidung und Gegenüberstellung diente eben sein Werk „Antithesen“, worin in streng zweigliedriger Anordnung die beiden Welten miteinander konfrontiert wurden. So sagt zum Beispiel der Judengott zu Mose beim Auszug aus Ägypten: seid bereit, beschuht, die Stäbe in den Händen, die Säcke auf den Schultern, und traget alles Gold und Silber mit euch davon; der Herr aber sprach zu seinen Jüngern bei ihrer Aussendung in die Welt: habt keine Schuhe an den Füssen, keinen Sack auf dem Rücken, kein Geld in den Gürteln! Josua hat mit Gewalt und Grausamkeit das Land erobert, Christus verbietet alle Gewalt und predigt Barmherzigkeit und Frieden. Im Gesetz heißt es: Aug‘ um Auge, Zahn um Zahn, im Evangelium: wenn dich jemand auf die eine Backe schlägt, so biete ihm auch die andere dar. Der Gott des Alten Testaments verlangt Gehorsam und richtet die Ungehorsamen, der Gott Jesu verlangt nur Glauben und straft die Sünder nicht. Der alte Gott war schon Adam und allen folgenden Geschlechtern bekannt, der Vater Christi war unbekannt, wie Christus selbst bezeugt hat: niemand hat den Vater erkannt außer der Sohn. Und als Petrus in Cäsarea das große Bekenntnis zur Gottessohnschaft seines Meisters ablegte, musste dieser ihm Schweigen auferlegen, denn Petrus hielt ihn fälschlich für den Sohn des anderen Gottes.

Wie verhält sich nun nach Marcions Konzept der bekannte, wie der unbekannte Gott zur Welt und zum Menschen? Der bekannte hat die Welt geschaffen: er ist der Demiurg; der unbekannte hat bloß seinen Sohn gesandt. Er ist außer der Welt, ein hyperkosmisches Wesen, die Welt geht ihn nichts an. Er ist der „Fremde“, der „gute Fremde“: in allen marcionitischen Gemeinden und allen Sprachen, deren sie sich bedienten, war dies die Bezeichnung für die Gottheit. Das Evangelium ist die frohe Botschaft vom fremden Gott: unser Raum ist die Welt, die grauenvolle Welt des Schöpfergottes, der gute Gott aber winkt uns in eine selige Ferne. Wir leben auf der Erde nicht etwa im Exil: sie ist unsere Heimat, und wir können ihr nur entrinnen, wenn wir uns von ihrem und unserem Schöpfer lossagen. Dies ist die großartigste Leugnung der Materie, die vielleicht jemals durch eines Menschen Haupt gegangen. Der fremde Gott ist reine Güte und nichts als Güte; keine anderen Eigenschaften können von ihm ausgesagt werden. Sein ganzes Wesen erschöpft sich in erbarmender Liebe, seine Wirksamkeit in Selbstoffenbarung, die identisch ist mit Erlösung. Eben weil dieser Gott ganz Liebe ist, hat er sich aus purer Gnade eines Gebildes angenommen, das ihm völlig fremd ist: er ist die unbegreifliche Liebe. Und eben weil er ganz und gar nicht von dieser Welt, nicht einmal als ihr Schöpfer mit ihr verbunden ist, vermag er die Menschen über die Welt zu erheben. Dies ist das unfassliche Mirakel der christlichen Heilsbotschaft. ,,O Wunder über Wunder, Verzückung, Macht und Staunen, dass man gar nichts über das Evangelium sagen, nichts darüber denken, es mit nichts vergleichen kann“: so lauteten die ersten Worte der „Antithesen“.

Betrachten wir es recht, so ist jener geheimnisvolle Fremde niemand anders als der „liebe Gott“, zu dem noch heute jedes kleine Kind betet. Denn die Metaphysikerfrage, ob Gott die Welt „geschaffen“ habe, bekümmert eine reine und ursprüngliche Frömmigkeit nicht; ihr genügt, dass er ist. Welche Eigenschaften aber besitzt der Demiurg? Er ist, sagt Marcion, weder gut noch böse, sondern gerecht und schlimm, nicht malus, aber conditor malorum, Urheber der übel: ein Gott, der seine Sache schlecht gemacht hat. Er sandte die Sintflut, den Brand Sodoms, die ägyptischen Plagen, er bestraft die Väter an den Kindern und begünstigt sündhafte Menschen: den ehebrecherischen David, den unzüchtigen Salomo, den betrügerischen Jakob. Das vernichtendste Argument gegen ihn aber ist die Welt selbst, seine ganze Schöpfung. Und es reut ihn auch, dass er sie gemacht hat. Dass aber in einer solchen Welt für den Menschen die Askese das einzig mögliche Verhalten ist, ergibt sich von selbst. Und auch hier ist Marcion bis ans Ende gegangen: er gebot nicht nur größte Enthaltsamkeit in Speise und Trank (die Ernährung, sagt Tertullian, halten die Marcioniten gewissermaßen für etwas Entehrendes), sondern untersagte auch seinen Gläubigen jeglichen Geschlechtsverkehr und taufte nur Ehelose oder die Verehelichten, die Keuschheit gelobten; denn wer sich fortpflanzt, hilft die Welt des Demiurgen verewigen, und weil wir Söhne des Höchsten geworden sind, soll die leibliche Sohnschaft aufhören. Der Demiurg ist nicht etwa der Widersacher des fremden Gottes: dies kann er schon deshalb nicht sein, weil er ihn ja gar nicht kennt, und seine Welt ist auch keineswegs teuflisch, vielmehr so gut, wie sie eben, aus Materie gemacht, sein kann. Er ist nicht das Prinzip des schlechthin Bösen wie Satan oder Ahriman oder wie „Mâra, der Versucher“ in der buddhistischen Religion. Aber was ist er? Hier gelangt Marcion zu einem der zartesten und erhabensten Gedanken, die je ein Mensch gedacht hat: der Schöpfer der Welt ist gerecht! Deshalb ist er nicht böse; aber deshalb ist er auch nicht gut. Deshalb konnte er nur die „schlimme Welt“ schaffen, in der alles gerecht zugeht, aber nicht gut, in der gerichtet wird, aber nicht geheiligt, in der die Rache herrscht, aber nicht die Gnade. Christus aber, der Sohn des fremden Gottes, hat die Liebe gebracht, die von der Welt erlöst, von allem in dieser Weh, auch von ihrer Gerechtigkeit. Sogar in die Unterwelt ist er hinabgestiegen und hat alle Verworfenen befreit: den bösen Pharao, die Sodomiter, alle Heiden, selbst Kain. Nur Abel, Henoch, Mose, alle Patriarchen und Propheten konnten nicht gerettet werden. Denn sie glaubten an den Schöpfergott und seine Welt der Gerechtigkeit. Nur der Sünder kann erlöst werden, denn er vermag die grundlose Gnade und uferlose Liebe des fremden Gottes zu erkennen, der Gerechte aber nicht, denn er ist im Gesetz verhärtet, in Gesetzestreue und Gesetzesstolz blind für das Licht aus der Fremde.

Versuchen wir uns das theologische System Marcions in großen Zügen zu vergegenwärtigen, so springen als seine reformatorischen Hauptgedanken ins Auge: die Leugnung der Messianität Jesu, die Ausscheidung des Alten Testaments aus dem christlichen Kanon und der Dualismus des fremden Gottes und des Schöpfergottes. Dass Christus nicht der jüdische Messias war, kann wohl von keiner vorurteilslosen Betrachtung geleugnet werden. Ursprünglich ist der Messias bekanntlich ein weltlicher Nationalheros, aber auch in der geläuterten Auffassung des späteren Judentums ist er niemals der leidende Messias, der die Schuld der ganzen Menschheit sühnt. In keinem einzigen der Zukunftsbilder, so sehr sie sich im Laufe der vielen Jahrhunderte gewandelt haben, ist von seinem Opfertode die Rede. Die berühmte Stelle aus Deuterojesaja, die einzige, die so gedeutet werden könnte, versteht unter dem „leidenden Gottesknecht“ ein Kollektivum und ist überhaupt nicht Weissagung, sondern Rückblick. Ist aber der Heiland nirgends im Alten Bunde verkündigt, welche Beziehung besteht dann zwischen den beiden Teilen der Bibel? Nach Marcion verhalten sie sich wie polare Gegensätze, nach der Auffassung der Kirche wie Stufen: das Alte Testament ist legisdatio in servitutem, das Neue Testament legisdatio in libertatem. Aber ist das Judentum wirklich eine Art Vorhalle des Christentums? Wenn man will, ist alles Vorhalle, und eine im vorigen Jahrhundert sehr beliebte, heute glücklicherweise schon im Verschwinden begriffene Geschichtsmethode pflegte jedes historische Phänomen mosaikartig aus „vorbereitenden Momenten“ aufzubauen. Dann freilich sind nicht bloß Mose und Daniel, sondern auch Plato und Philo, Buddha und Zarathustra Vorläufer des Christentums. Aber das Christentum hat keinen „Unterbau“! Eben weil Marcion das schlechthin Neue, Weltumwandelnde des Evangeliums so erschütternd empfand, wollte er von einem Alten Testament als Heiliger Schrift nichts wissen, ohne dass er geleugnet hätte, dass darin viel Nützliches und Schönes zu lesen sei. Deshalb erlaubte er auch seinen Jüngern dessen Lektüre; jedoch nur an der Hand der „Antithesen“. Aber es ist schon so, wie Harnack sagt: „Was christlich ist, kann man aus dem Alten Testament nicht ersehen. „Dasselbe hatte bereits Schleiermacher erkannt. Aber auch Nietzsche empfand mit voller Deutlichkeit, dass es sich hier um zwei ganz verschiedene Ebenen handelt, als er (natürlich von seinem Standpunkt des „Antichrist“) in „Jenseits“ sagte: Dieses „Neue Testament, eine Art Rokoko des Geschmacks in jedem Betrachte, mit dem Alten Testament zu einem Buche zusammengeleimt zu haben, als ,Bibel‘, als ,das Buch an sich‘: das ist vielleicht die größte Verwegenheit und ,Sünde wider den Geist‘, welche das literarische Europa auf dem Gewissen hat“; und in der „Morgenröte“ spricht er von dem „unerhörten philologischen Possenspiel“, das man um das Alte Testament herum aufgeführt habe: „Ich meine den Versuch, das Alte Testament den Juden unter dem Leib wegzuziehen, mit der Behauptung, es enthalte nichts als christliche Lehren und gehöre den Christen als dem wahren Volke Israels: während die Juden es sich nur angemaßt hätten … überall sollte im Alten Testament von Christus und nur von Christus die Rede sein … alles Anspielungen und gleichsam Vorspiele des Kreuzes!“

Gerade weil das Alte Testament in einzelnen Teilen ein Dokument der reinsten und erhabensten Ethik ist, die überhaupt vor dem Erscheinen des Heilands möglich war, darf man jene anderen Partien nicht geflissentlich übersehen, in denen der Gegengeist sich offenbart: die Predigt der Rachsucht und Rohheit, des Hasses und Hochmuts. Man denke zum Beispiel an die Eroberung des Gelobten Landes: nichts als Mord und Tücke, giftige Schadenfreude, teuflische Grausamkeit, ein einziger langer Jubelschrei des Blutrausches: „Keiner blieb übrig!“ Man darf freilich diese kranken Halluzinationen einer zügellosen Vernichtungswut nicht allzu wörtlich nehmen, denn die nachexilischen Juden (von denen diese späte Schilderung stammt) waren groß im Aufschneiden; aber es bleibt das barbarische Behagen an diesen in der Phantasie wollüstig nachgeschmeckten Animalitäten. Nirgends die geringste Anwandlung, die Seele des Feindes zu achten, ja auch nur zu beachten: er ist nur Schlachtvieh. Dieser erschütternde Kampf zwischen zwei Welten, der sich durch das ganze Alte Testament zieht, macht dieses zu einem der dramatischsten Bücher der Weltliteratur.

Man sagt uns zwar, diese Dinge müssten „entwicklungsgeschichtlich“ betrachtet werden: dieser Jahwe der Wüste sei nur eine Art „Vorjahwe“, es handle sich hier (und anderwärts im Alten Testament) um eine frühe Schicht der israelitischen Gottesvorstellungen, die sich nur gleichsam illegitim behauptet habe. Aber ist der Gegenstand der Bibel die hebräische Geschichte oder der christliche Glaube? Was wir aus dem Buch der Bücher zu empfangen wünschen, ist Anleitung zum seligen Leben, nicht zur Religionswissenschaft. Wir wollen daraus erfahren, wie wir zu Gott gelangen können, nicht, wie die Juden allmählich zu ihrem Gott gelangten. Dieses gewiss höchst lehrreiche, ja sogar erbauliche Thema möge der Ethnologe, der Altertumsforscher, der Geschichtspsychologe, der Kulturphilosoph ergründen: ein christliches Problem ist es nicht. Das Alte Testament ist, wie jedermann weiß, eine Sammlung von literarischen Produkten sehr ungleichen Alters und sehr ungleichen Werts. Eine Sichtung und Redaktion hat wohl im Lauf der Zeiten stattgefunden; aber sie geschah nie nach religiösen Gesichtspunkten: nämlich nicht nach den Gesichtspunkten der einzigen Religion, die diesen Namen verdient: der christlichen. Als Christus erschien, war der Text des Alten Testaments bereits unwiderruflich fixiert, und wir haben bereits gehört, dass es bis auf Marcion die einzige heilige Schrift auch für die Christen bildete und dass selbst Marcion es nicht wagte, seinen Inhalt durch Streichungen oder Änderungen zu korrigieren. Das Judentum, wie es sich nach dem Exil entwickelt hat, ist von allem Anfang an eine Buchreligion gewesen, im Gegensatz zum Urchristentum, das in erster Linie Botschaft, Predigt, Gemeindebewusstsein war. Es liegt in der Natur einer solchen Religion, dass sie einen übertriebenen Respekt vor dem „Es steht geschrieben“ bekundet und dazu neigt, alles „Alte“, soweit es literarisch bezeugt ist, kritiklos für „heilig“ hinzunehmen; und dazu kommt noch, dass die Juden immer eine besondere Vorliebe für Schriftliches hatten: alles in Buchstaben Fixierte ist für sie eine Wahrheit höherer Ordnung und daher bis zu einem gewissen, Grade sakrosankt; nur ein geschriebener Vertrag ist wirklich gültig, dieser aber unter allen Umständen: und das ganze Alte Testament ist ja eigentlich nichts anderes als ein immer wieder erneuerter Vertrag zwischen Jahwe und Israel, der fortlaufende Schriftsatz eines Prozesses zwischen Volk und Gott.

So kam es, dass sie in der Auswahl wenig rigoros waren und vieles mitschleppten, was sie selbst nicht mehr glaubten. Aber es gibt ein Stück im Alten Testament, um deswillen man fast versucht wäre, alles übrige in den Kauf zu nehmen, und es steht ganz am Anfang: es ist die Geschichte vom Sündenfall. Die Sünde der ersten Menschen besteht darin, dass sie vom Baum der Erkenntnis essen; der Verstand ist also das Böse, er ist nicht von Gott, sondern vom Teufel, „des Teufels Hure“, wie Luther sich drastisch ausdrückte, die Mitgift der Schlange, auf deren Rat es zum Genuss der verbotenen Frucht kommt. Er ist die große Versuchung des Menschen, die dieser nicht bestanden hat. Und seine Strafe dafür ist die Arbeit, zu der er verflucht wird. Erkenntnis und Arbeit sind fortan das Los des Menschen, seine Erbsünde und sein Erbfluch. Und seitdem muss er sterben. Aber wo in der ganzen Geschichte des Alten Bundes kehrt dieses machtvoll angeschlagene Leitmotiv wieder, obgleich es doch, so sollte man annehmen, wie ein eherner Glockenton durch das ganze fernere Menschheitsdrama schallen müsste? Als Adam und Eva vom Apfel gegessen hatten, sahen sie, dass sie nackt waren, das heißt: sie erkannten, dass sie Mann und Weib waren: also auch Geschlechtlichkeit ist Sünde. Die höchsten Güter aber, die alle Frommen Israels preisen, Könige und Propheten, Priester und Patriarchen, sind unbegrenzte Fruchtbarkeit des Menschen, unerschöpflicher Segen der Erde, unfehlbares Wissen um das Gesetz: Brunst, Arbeit, Erkenntnis; der dreifache Adamsfluch.

Und in der Tat ist der Anfang der Genesis ein eingesprengter Fremdkörper. Schon eine sehr alte babylonische Abbildung zeigt einen Baum, zur Rechten einen Mann, zur Linken ein Weib und dahinter eine Schlange. Das Paradies entspricht den Inseln der Seligen in der epischen Dichtung der BabyIonier. Dort findet sich auch die Verführungsgeschichte. Die Entstehung des ganzen Abschnittes fällt in die Zeit der Assyrerherrschaft, die in Palästina eine Periode des religiösen Synkretismus war. Deshalb sagt auch Schopenhauer: „Die Verbindung des Neuen Testaments mit dem Alten ist im Grunde nur eine äußerliche, eine zufällige, ja erzwungene, und den einzigen Anknüpfungspunkt für die christliche Lehre bot dieses nur in der Geschichte vom Sündenfall dar … der im Alten Testament wie ein hors d’œuvre dasteht.“ Zwischen der Gottheit des Alten und der Gottheit des Neuen Testaments kann es daher nicht Identität oder Harmonie, auch nicht das Verhältnis halber und voller Offenbarung geben, sondern nur schroffe Alternative. „Ihr müsst“, sagt Kant, „zwischen Jahwe, dem deus ex machina, und Gott, dem deus ex anima, wählen, für beide ist nebeneinander nicht platz.“

Warum aber hat Marcion Adonai nicht einfach als falschen Gott verworfen? Weil er überzeugt war, dass dieser die Welt wirklich regiert. Als sein Werk verkündet sie seinen Namen. Und der Mensch ist sein Ebenbild, ein kleiner Gott, freilich: ein Judengott. Auch hierfür ließe sich manche Andeutung im Neuen Testament finden. Im ersten Brief Johannis heißt es: „So jemand die Welt lieb hat, in dem ist nicht die Liebe des Vaters … denn alles, was in der Welt ist … ist nicht vom Vater, sondern von der Welt“, und in dem Evangelium desselben Johannes sagt der Heiland zu den Juden: „Ihr seid von Eurem Vater, dem Teufel.“ Von hier bedurfte es für Marcion offenbar nur eines Schritts, um dem Demiurgen, dem Vater des Bösen, dem Herrn der Erde oder wie man ihn sonst nennen will, Schöpferkräfte zuzuerkennen und ihm die Welt zuzuschreiben. Auch Augustinus lehrt im Einklang mit fast allen Kirchenvätern, das Reich der Welt sei ein magnum latrocinium, eine große Räuberhöhle, von Dämonen regiert. Das Böse, sagt Kant, ist der Fürst dieser Welt, das Gute ist nicht von dieser Welt, das Böse ist nur von dieser Welt. Der gute Gott muss daher notwendig der fremde Gott sein. Er ist, wie Meister Eckhart sagt, von der Welt „abgeschieden“: „Wisst ihr, wovon Gott Gott ist? Davon, dass er ohne alle Kreaturen ist! Selbst als er Himmel und Erde schuf und alle Kreatur, das ging seine Abgeschiedenheit so wenig an, als ob er nie etwas geschaffen hätte.“ Und der fremde Gott kann nur der unbekannte sein; auch dies predigt Meister Eckhart: „Wollt ihr Gott aber in Wahrheit erkennen, so müsst ihr einsehen, dass er etwas Unbekanntes ist! Dionysius hat das gesagt“; und in der Tat lehrte dieser, Gott lasse sich nur durch Verneinungen, lautlos und im Dunkel erkennen. Insofern kann man sagen, dass jeder wahre Christ zugleich Gnostiker und Agnostiker ist. „Erhabener, lebendiger Wille“, ruft Fichte in der „Bestimmung des Menschen“, „den kein Name nennt und kein Begriff umfasst, wohl darf ich mein Gemüt zu Dir erheben, denn Du und ich sind nicht getrennt … Wie Du für Dich selbst bist und Dir selbst erscheinst, kann ich nie einsehen. Nach tausendmal tausend durchlebten Geisterleben werde ich Dich noch ebenso wenig begreifen als jetzt, in dieser Hütte von Erde.“

Wir sehen, wie die tiefsten christlichen Denker um den Marcionitismus ihre Kreise ziehen, ohne dass sie ihn doch jemals zu berühren wagen. Denn in der Tat: hier herrscht in rätselhafter Durchdringung lauterstes Licht und dazwischen schrecklichste Finsternis: nämlich Zweigötterei! Wäre dies nicht, so wären wir vielleicht heute alle Marcioniten. Der Marcionitismus ist etwas Schauerliches, zweifellos; und trotzdem kann man ihn nicht unchristlich nennen. Aber vielleicht ist der Demiurg bloß ein Engel des guten Gottes? Wir haben schon gehört, dass der Gnostiker Saturnilus dies behauptete; auch Apelles, der bedeutendste Schüler Marcions, der aber dessen ebenso kühnes wie konsequentes System doch schon stark umgebogen und verwässert hat, lehrte die Monarchie Gottes und wies dem Schöpfer nur einen untergeordneten Rang an. Wir könnten auch sagen: der Demiurg ist Luzifer, der gefallene Engel; sein Fall besteht eben darin, dass er die Welt geschaffen hat. Eine Wehschöpfung durch Luzifer würde nicht der Allmacht Gottes widerstreiten, denn Gott, über allem Schaffen und Nichtschaffen thronend, vermag jeden Schöpfungsakt zuzulassen. Ob man hierbei die kosmologischen Vorstellungen der Genesis oder der heutigen Astronomie im Auge hat, ist für den theologischen Aspekt belanglos: es ist völlig gleichgültig, ob man sagt, Gott (oder Luzifer) habe die Welt geschaffen, oder ob man sagt, er habe die Erde geschaffen, denn dem Menschen ist von Gott, seinem Vater, die irdische Laufbahn aufgegeben und nur diese; Milchstraßen und Spiralnebel können daran nichts ändern und verschieben das Problem auf eine falsche Ebene, wodurch nur Konfusion entstehen kann.

Ferner könnte man versuchen, sich den Marcionitismus dadurch annehmbarer zu machen, dass man sich vorstellt, die Schöpfung Luzifers sei eine Scheinwelt. Das ist sie natürlich. Weshalb auch, im naiven, aber tief symbolischen Volksglauben so gut wie bei allen Theosophen und Mystikern, Satan immer als der Realist gekennzeichnet ist. Darin eben besteht seine Hinterlist. Aber andrerseits muss er zwangsläufig diesen Standort einnehmen, denn wollte er diese Welt als Schein, Traum und Trug demaskieren, so müsste er ja sein eigenes Werk diskreditieren. Aus demselben Grunde ist er stets der hartnäckige und exklusive Rationalist (so erscheint er auch noch in seiner letzten, völlig verbürgerlichten Form bei Goethe), denn das Organ, womit diese Welt als die „wirkliche“ erkannt wird, ist der Verstand. Dies meint ja auch der Name Luzifer, Lichtbringer (und nicht viel anders verhält es sich mit dem gestürzten Halbgott Prometheus, dem Feuerbringer oder Vater der Technik). Und schließlich ist Satan auch Sensualist, Verteidiger und Förderer der Sinnenlust, denn die Sinne bestätigen ebenfalls seine Welt. Für das gesunde Empfinden aber ist er der Winkeladvokat, Taschenspieler und Oberintrigant, seine „Realität“ Schwindel, seine Ratio Sophistik, seine Sinnenbejahung Versuchung. Denn es ist höchst unwahrscheinlich, dass es öfter als hie und da einen Menschen gegeben hat, der an die Realität wirklich und wahrhaftig, mit voller Überzeugung und Inbrunst, ohne jeden Abstrich und Vorbehalt geglaubt hätte. Alle unsere Erlebnisse und Erkenntnisse, Taten und Theoreme umgibt ein trüber Hof von Ungewissheit. Zwischen uns und die Dinge ist ein Flor gespannt, wie im Theater, wenn „Vision“ markiert werden soll. Alles, was „geschieht“, hat das Stigma des Provisoriums, Manövers und Intermezzos. Gerade auf den Höhepunkten unseres Daseins: in den Augenblicken der tiefsten Ergriffenheit durch die Macht der Natur, die Macht der Liebe, unsere eigene Macht, überfällt uns dieses Gefühl am stärksten. Es ist, wie Seneca sagt, „alles nur geliehenes Tafelgerät“ und, nach Marc Aurels düsterer Weisheit, „unsere Zeit ein Augenblick, was zum Leib gehört, ein Strom, was zur Seele gehört, ein Traum, das Leben eine Reise in fremdem Land und der Nachruhm Vergessenheit“. Wer wagt es, „mein“ zum Dasein zu sagen? Alle Dörfer dieser Welt sind von Potemkin. Es herrscht eine stillschweigende Übereinkunft unter allen, bloß so mitzumachen, und zugleich die Verabredung, kein Spaßverderber zu sein und über diese geheime Spielregel niemals laut zu sprechen.

Schon der „Wilde“ oder „Primitive“ (und gerade er, weil er, naturnah, die Natur durchschaut), glaubt nicht an die Solidität der Szenerie und Maschinerie, die ihn umgibt, er hält sie für einen Zauber, ja vielleicht sogar für einen „faulen Zauber“. Aber wir alle wissen so gut wie er, dass wir in einem großen Spukhaus leben. Niemand ist, auch wenn er die Stimme des Zweifels zu dämpfen oder niederzuzischen versucht, in Wahrheit so dumm, seinem Verstand und dessen Gespinsten zu trauen. Es ist alles nur Rauch und Rausch, Wolkenspiel und Schleiertanz, eine Viertelstunde Regenbogen; „und selbst die Träume sind ein Traum“. Dies kommt daher, dass der Teufel bloß Blendwerk zu schaffen vermag, virtuose Imitation, von der sich nur der Intellekt foppen lässt, weil er selbst ein ohnmächtiges Satansspektakel ist.

Aber dies alles erwogen: man kann sich dennoch, so erhaben der Gedanke der grundlosen Güte des fremden Gottes ist, unmöglich mit der Voraussetzung abfinden, dass Gott bis zum Erscheinen seines Sohnes der Welt völlig abgewendet gewesen sei, dass er je eine rein luziferische geduldet habe. Denn da Gott die unendliche Güte ist, so muss diese alles berühren, auch was außer ihr ist, auch was gegen sie ist. Hier könnte uns vielleicht ein Rätselwort Marcions den Weg weisen, aber nur wie ein düsteres und flackerndes Fackellicht. Er sagt nämlich einmal, der gute Gott habe das Unsichtbare geschaffen. Meinte er damit, dass es neben der Welt des Demiurgen noch eine zweite Welt gebe, eine „gute“ Welt, die entweder vor der materiellen bestand, als eine präexistente geistige, oder hinter der luziferischen besteht, als die „wahre“? Denn das Sichtbare ist nicht bloß das Böse, sondern auch das Unwirkliche. Wir wissen es nicht, denn der Text Marcions ist uns weder vollständig noch authentisch erhalten, er ist untergegangen und wir können ihn uns nur aus den Schriften rekonstruieren, die gegen den Marcionitismus gerichtet waren: es sind dies in erster Linie die christliche Apologie Justins, das große Werk des Irenäus „Adversus haereses“, die „Stromata“ des Clemens Alexandrinus und die „Fünf Bücher gegen Marcion“, die Tertullian verfasst hat. Sehr bemerkenswert ist es, dass der bedeutendste heidnische Polemiker der Frühzeit, Celsus, der in seinem „Sermo verus“ einen umfassenden Angriff gegen das Christentum richtete, die marcionitische Kirche als eine der katholischen vollkommen ebenbürtige behandelte; ihm erwiderte der große Origenes in seiner Schrift „Adversus Celsum“. „Warum“, fragt Celsus, „lässt der obere Gott einen schlechten Demiurgen, der sich ihm widersetzt, schalten und walten? Das ist mir ein verehrungswürdiger Gott, der danach trachtet, der Vater von Sündern zu sein, die von einem anderen verdammt und verworfen sind, und der nicht imstande ist, den er gesandt hat, zu rächen!“ Man kann von Celsus, der kein Christ war, kein Verständnis dafür erwarten, dass der gute Gott gerade danach trachtet, der Vater der Sünder zu sein, und dass er den Tod seines Sohnes nicht rächt; aber der Einwand, warum er den Demiurgen frei schalten lasse, musste in der Tat auch damaligen Christen zu denken geben. Vielleicht hat Marcion gemeint, dass der Geist Gottes, in Unsichtbarkeiten thronend, schon immer durch die Welt wehte und deren Lauf daher auf die Ankunft seines Sohnes angelegt war, welche freilich nur seiner Allwissenheit bekannt war. Doch das sind bloße Vermutungen; was aber Marcion mit voller Deutlichkeit und höchstem Nachdruck betont hat, ist die Fortdauer des demiurgischen Regiments auch während des christlichen Aeons. „Marcion glaubt“, sagt Tertullian, „dass er vom Reich des Schöpfers erlöst sei, aber in der Zukunft, nicht in der Gegenwart.“ Die Herrschaft des Schöpfergottes endet also erst mit dem Jüngsten Gericht. Solange dieses Säkulum besteht, dauert auch noch die Regierung des Gottes dieses Säkulums.

Und so verhält es sich ja auch in der Tat. Das einzige, wodurch sich die christliche Welt von der vorchristlichen unterscheidet, ist das Wissen um Gott und seinen Sohn und der Glaube an dieses Wissen; Glauben aber heißt sich auf die unverdiente Liebe Gottes in Christo verlassen. Der luziferische Lauf der Welt hat sich nicht geändert. Dass aber Gott dennoch hienieden wirkt und webt, ist ebenso unbezweifelbar wie unerklärlich. Hier stehen wir, in dem tiefsten Sinne, der diesem Wort gegeben werden kann, im „Unsichtbaren“. Dies ist alles, was eine christliche Geschichtsbetrachtung, die die Ehrlichkeit der Bequemlichkeit vorzieht, an Theodizee beizubringen vermag. Und dennoch sagt Gustav Droysen in der Einleitung zum zweiten Bande seiner „Geschichte des Hellenismus“ mit Recht: „Die höchste Aufgabe unserer Wissenschaft ist ja die Theodizee.“ Aber es ist eine unendliche Aufgabe. Gerade darin, dass sie immer wieder: von jedem Zeitalter, jedem Volk, jedem Stand, jedem Individuum aufs neue gestellt wird, erfüllt sich das historische Schicksal. „Über allem“, schreibt Ranke in einem Brief an seinen Bruder Otto, „schwebt die göttliche Ordnung der Dinge, welche zwar nicht gerade nachzuweisen, aber doch zu ahnen ist.“ Diese göttliche Ordnung der Dinge ist identisch mit der Aufeinanderfolge der Zeiten.